nd-aktuell.de / 01.06.2018 / Politik / Seite 1

AnKER-Zentren sind kein Halt für Flüchtlingskinder

Verbände kritisieren die geplante Flüchtlingskasernierung

Berlin. Anlässlich des Internationalen Kindertages haben Vereine und Verbände die geplanten AnKER-Zentren für Flüchtlinge kritisiert. Die Unterbringung von Kindern in großen Sammelunterkünften gefährde das Wohl der Kinder und verletze elementare Rechte von Minderjährigen, erklärten am Donnerstag unter anderem Pro Asyl und die Landesflüchtlingsräte.

Bereits jetzt sei der Alltag der Kinder und Jugendlichen in Erstaufnahmeeinrichtungen und Transitzentren oft geprägt von »beengten Wohnverhältnissen, fehlender Privatsphäre, dem Ausschluss von der Regelschule, unzureichender gesundheitlicher Versorgung sowie vom Nichtstun, vom Warten und dem Miterleben von Gewalt«, erklärten die Gruppen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) wolle nun mit den AnKER-Zentren die »Isolation und Diskriminierung« von geflüchteten Minderjährigen weiter vorantreiben. Die Landesflüchtlingsräte, die Organisation Jugendliche ohne Grenzen, der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und Pro Asyl riefen alle Bundesländer auf, sich nicht an dem Pilotprojekt zu den Ankerzentren zu beteiligen.

Unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen drohe damit eine Unterbringung in Einrichtungen für und mit fremden Erwachsenen bis zur Inobhutnahme durch die Jugendämter. »Dies widerspricht dem Minderjährigenschutz sowie dem Primat der Kinder- und Jugendhilfe und ist mit geltendem Recht nicht zu vereinbaren«, erklären die Verbände. Überdies würden Schutzstandards, die in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe gelten, nicht berücksichtigt. Unbegleitete Minderjährige, deren Minderjährigkeit nicht anerkannt wird, und begleitete Kinder und Jugendliche müssten bis zu 18 Monaten oder länger in den Einrichtungen verbleiben. Abschiebungen, die zum Teil mitten in der Nacht durchgeführt werden, sorgten für eine Situation der Schutzlosigkeit und Angst.

Über die geplanten Zentren für Flüchtlinge wird schon seit Wochen gestritten. AnKER steht für Ankunft, Entscheidung, Rückführung. Ziel ist es, Asylverfahren zu bündeln und zu beschleunigen. In den Zentren sollen Asylbewerber für die gesamte Dauer ihrer Antragsprüfung untergebracht sein. nd