nd-aktuell.de / 04.06.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Wohnungen bis zu 200 Prozent teurer

Preise für eigene vier Wände rennen Einkommen davon

Berlin. Die Preise für selbstgenutztes Wohneigentum sind im vergangenen Jahr deutschlandweit um 5,4 Prozent gestiegen. Damit sei der Anstieg noch einmal höher ausgefallen als in den Vorjahren mit 4,9 Prozent im Jahr 2016 und 3,2 Prozent 2015, berichtete die »Welt am Sonntag« unter Berufung auf eine Studie des Bundesverbands der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Einen deutlichen Sprung machten die Preise demnach erneut in den Ballungsgebieten.

In den sechs größten Städten betrug der Anstieg der Studie zufolge 11,6 Prozent. »Der Preisauftrieb übertraf damit in den Großen-Sechs erneut die Wachstumsraten wichtiger Fundamentaldaten wie das verfügbare Einkommen oder die Mieten«, heißt es in dem Papier. Spitzenreiter in dieser Gruppe sind demnach Berlin, München und Hamburg mit einem Preisanstieg von bis zu 200 Prozent seit 2007. Preistreiber seien weiterhin »der hohe Zuzug nach Deutschland und insbesondere in die Städte, das historisch niedrige Zinsniveau und die gute Konjunktur in Deutschland«, schreiben die Studienautoren.

Die Erschwinglichkeit von Wohneigentum nimmt dem Bericht zufolge immer weiter ab: In den sechs größten Städten seien die Wohneigentumspreise um 55 Prozent stärker gewachsen als die verfügbaren Einkommen. In städtisch geprägten Regionen insgesamt eilten die Preise um acht Prozent den Einkommen davon.

Inzwischen seien die Preise für Häuser und Wohnungen aber auch in ländlichen Regionen gestiegen. »Der Aufschwung am Immobilienmarkt hat an Breite gewonnen«, heißt es in der BVR-Studie. Die Durchschnittspreise auf dem Land seien 2017 um 4,8 Prozent nach oben gegangen - nach 4,2 und 2,7 Prozent in den beiden Jahren davor. Die BVR-Analyse basiert unter anderem auf Marktdaten des Verbands deutscher Pfandbriefbanken.

Ein Risiko für das Finanzsystem können die Studienautoren trotz der hohen Preise und der zunehmenden Kreditvergabe nicht erkennen. Das Volumen der Wohnkredite wachse zwischen 3,5 und vier Prozent pro Jahr und damit nur wenig stärker als die Wirtschaft. Die private Verschuldungsquote liege unter 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und liefere »keine Hinweise auf eine übermäßige Kreditvergabe«. AFP/nd Kommentar Seite 4