nd-aktuell.de / 15.06.2018 / Brandenburg / Seite 10

Gewalt unter Asylsuchenden in Cottbus

Anna Ringle

Nach den gehäuften Gewaltakten unter Flüchtlingen will die Stadt Cottbus in Teilen der Kommune ein Waffenverbot einführen. »Wir sind dazu in Abstimmungen mit dem Innenministerium und der Polizei«, sagte Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) am Donnerstag. Binnen Stunden hatten sich mehrere heftige Angriffe ereignet, bei denen es Verletzte gab. Deswegen wurden am Dienstag alle verfügbaren Kräfte der Polizeidirektion Süd, der Bereitschaftspolizei und ein Polizeihubschrauber nach Cottbus beordert. 26 Tschetschenen waren in der Nacht in Gewahrsam genommen worden. Gegen sie wird wegen Landfriedensbruchs ermittelt. Am Mittwochabend wurde außerdem ein 27-jähriger Afghane vorläufig festgenommen. Er wird verdächtigt, mit einem Messer bewaffnet an den Auseinandersetzungen am Vorabend beteiligt gewesen zu sein. Am Mittwoch durchsuchte die Polizei das betroffene Asylheim, um Waffen sicherzustellen und weitere Auseinandersetzungen zu verhindern. Es seien Schlagwerkzeuge sichergestellt worden, die teilweise in Verstecken lagen, hieß es. Darunter seien Golfschläger, massive Holzlatten und Fahrradschlösser.

Bei den Attacken erlitt ein Tschetschene eine Stichverletzung im Oberkörper, zwei Landsleute trugen Kopfverletzungen davon, drei Afghanen Blessuren im Gesicht. Ein Zeuge hatte die Beamten zu einem Sportplatz nahe des Asylheims gerufen. Die Polizei traf am Sportplatz ein reichliches Dutzend Afghanen an und am Asylheim eine größere Gruppe Tschetschenen.

Bereits am Sonntag hatte es in diesem Asylheim im Süden von Cottbus eine Schlägerei gegeben. Ein Afghane war dabei von mehreren Tschetschenen angegriffen worden. Er kam verletzt ins Krankenhaus. Nach Polizeiangaben hatte den Angreifern missfallen, dass er mit entblößtem Oberkörper zurück zum Heim kam, nachdem er Sport getrieben hatte.

Im Asylheim leben 180 Menschen, darunter 30 alleinstehende Männer. Neben Afghanen und Tschetschenen sind dort zum Beispiel auch Menschen aus Nigeria und Syrien untergebracht.

Oberbürgermeister Kelch kritisierte die Übergriffe scharf: »Eine derartige Eskalation der Gewalt ist nicht hinnehmbar, gerade nicht von Menschen, die angeben, vor Gewalt in ihrer Heimat bei uns in der Stadt Schutz zu suchen. Wenn Gespräche und klare Ansagen nichts nutzen, dann muss konsequent und rechtsstaatlich gestützt abgeschoben werden.« dpa