nd-aktuell.de / 16.06.2018 / Kultur / Seite 20

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David Douglas Duncan

23. 2. 1916 - 7. 6. 2018

Als David Douglas Duncan in Kansas City geboren wurde, tobte der Erste Weltkrieg. Um diesen noch bewusst erlebt zu haben, war selbst der nun mit 102 Jahren in Südfrankreich verstorbene Fotograf zu jung. Doch bildeten die Kriege des 20. Jahrhunderts einen Schwerpunkt seines Schaffens: In den USA bekannt wurde der lange für das Magazin »Life« arbeitende Pressefotograf zunächst vor allem durch seine Bilder von den pazifischen Schauplätzen des Zweiten Weltkriegs, vom Koreakrieg, aber auch von der Unabhängigkeit Indiens und vom Vietnamkrieg, den er quasi fotografisch kritisierte.

Den Arbeitsschwerpunkt seiner zweiten Lebenshälfte lernte er über den fast gleichaltrigen und nicht minder berühmten, aber schon 1954 verstorbenen Fotografen Robert Capa kennen - nämlich Pablo Picasso. Diesem schenkte er seinen Hund namens »Lump« und fotografierte die beiden dermaßen häufig und kunstvoll, dass es zu nicht weniger als fünf Bildbänden reichte. Viel von dem, was man bis heute über den großen Maler zu wissen glaubt, rührt letztlich aus David Douglas Duncans Blick durch seine Linsen.

Gestorben ist er, der sie alle überlebte, nun ganz nah an Picassos letztem Wohnsitz. vs

Meinhard Starostik

22. 6. 1949 - 12. 6. 2018

Er war der Anwalt der Bürgerrechtsbewegung: Im Jahr 2010 brachte Meinhard Starostik das erste Gesetz gegen die Vorratsdatenspeicherung zu Fall. 35 000 Sammelkläger vertrat er dabei vor dem Bundesverfassungsgericht. Er wollte immer »die Ohnmächtigen gegen die Mächtigen vertreten«, erklärte er einmal seinen Antrieb. Auch gegen den elektronischen Entgeltnachweis zog der Berliner Rechtsanwalt nach Karlsruhe, gegen die Protokollierung des Surfverhaltens anhand von IP-Adressen klagte er sich bis vor den Europäischen Gerichtshof durch. Seit 2012 war er auf Vorschlag der Piratenfraktion Verfassungsrichter in Berlin.

Bürgerrechte, genauer, deren Einschränkung, prägten sein Leben. Nach dem Studium in den 1970er Jahren durfte Starostik acht Jahre nicht Rechtsreferendar werden, da ihm der Verfassungsschutz seine frühere Mitgliedschaft im Kommunistischen Studentenbund anlastete. Ab den 1980er Jahren engagierte er sich insbesondere für den Schutz persönlicher Daten und unterstützte den Volkszählungsboykott. Jüngst gründete er eine Genossenschaft mit, die Verschlüsselung einfacher machen will. inw