Dank für Mut und Verständigung

Einzelpersonen und Initiativen in der Potsdamer Staatskanzlei ausgezeichnet

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Sieben Einzelpersonen und fünf Initiativen aus Berlin und Brandenburg haben am Donnerstag aus den Händen von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) das »Band für Mut und Verständigung« entgegengenommen. Bei einem Festakt in der Potsdamer Staatskanzlei lobte Woidke die Preisträger für ihr Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt. Die Auszeichnung wurde zum 25. Mal vergeben.

Woidke erklärte: »Für die Geehrten sind Zivilcourage und Einsatz für Toleranz und Verständigung eine humanistische Pflicht. Dennoch kann ich Ihnen allen nicht genug dafür danken, denn wir erleben bis heute, dass ein menschliches Miteinander zu keiner Zeit eine Selbstverständlichkeit ist.« Die Geschichte habe gezeigt, dass es eine immerwährende Aufgabe ist, für Demokratie und Vielfalt einzutreten. Woidke bezeichnete es als Pflicht der Politik, Probleme offen und ehrlich zu benennen, Lösungen zu suchen und dafür zu sorgen, dass Neid, Hass und Rassismus nicht wachsen können.

Geehrt wurde die Willkommensinitiative »Menschen für Menschen« aus Doberlug-Kirchhain, in der sich 20 Ehrenamtliche engagieren. Sie geben Deutschkurse, kochen gemeinsam mit Flüchtlingen und betreiben eine Kleiderkammer für jedermann. Preisträger waren weiterhin die Initiative »Jenseits von Babel« aus Berlin-Tempelhof, die Flüchtlingshilfe Jüterbog, Komi Edzro und die Initiative »Togo Action Plus« (ITAP) aus Berlin, Wolfgang Rall aus Angermünde und das R.future-TV aus Berlin-Pankow. Über Sonderpreise freuten sich Celine, Martha und Michelle aus Prenzlau, Fatuma Musa Afrah und Heinz J. Ostermann aus Berlin.

Zuvor hatte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) gesagt, für freiheitsliebende Menschen sei die Bundeshauptstadt ein Sehnsuchtsort, was nur die »Gleichgültigkeit der Demokraten« zerstören könne. »Für den Erfolg des Bösen reicht es aus, dass die Guten nichts tun«, warnte Geisel.

Ministerpräsident Woidke kritisierte den von bayerischen Politikern entfachten Streit um die Asylpolitik. »Mir scheint es hier nicht um die Sache zu gehen, sondern um bayerischen Wahlkampf. Dafür habe ich kein Verständnis. Das hilft nur Rechtspopulisten und befeuert Ressentiments gegenüber Geflüchteten und Fremden.« Woidke, selbst evangelischen Glaubens, sprach von Politikern, die sich den christlichen Werten nicht verpflichtet fühlen, aber wieder Kreuze in ihren Amtsstuben aufhängen wollen. Natürlich gelten für die Asylbewerber »unsere Gesetze genauso wie für jeden Deutschen«, fuhr Woidke fort. Jeder Rechtsverstoß müsse geahndet werden, egal ob nun Geflüchtete gewalttätig geworden sind oder Neonazis. »Das ist auch im Interesse einer gelingenden Integration und der gesellschaftlichen Akzeptanz einer humanen Flüchtlingspolitik notwendig«, meinte Woidke. Der Ministerpräsident dankte dem DGB-Landesbezirk, der Anfang der 1990er Jahre den Anstoß für das »Bündnis der Vernunft gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit« gegeben hatte und zwei Jahre später die Preisverleihung initiierte. Das erste »Unwort des Jahres« sei der Begriff »ausländerfrei« gewesen, erinnerte Woidke. Seit 1993 wurden 95 Frauen, Männer und Initiativen mit dem »Band für Mut und Verständigung« ausgezeichnet. Die neuen Preisträger sind noch hinzuzurechnen.

Die ausgezeichnete Gruppe »Togo Action Plus« ist eine Flüchtlingsinitiative gegen Diktatur, Rassismus und Kolonialismus. Sie veranstaltet am 23. Juni im nd-Gebäude am Berliner Franz-Mehring-Platz 1 eine Konferenz, bei der Flüchtlinge, Rassismusopfer, Anwälte und Journalisten über Fluchtursachen, Menschenrechtsverletzungen, Verfolgung, Folter und Asylrecht sprechen. Los geht es um 10 Uhr aber erst einmal mit einer Schweigeminute. Eröffnet wird die Konferenz dann von dem ITAP-Gründer Komi Edzro. Er sitzt im Vorstand der Internationalen Liga für Menschenrechte.

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