Google startet eigenen Bezahldienst

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 3 Min.

Tausche Daten gegen Dienste - dieses Prinzip hat Google seit seinem Start stetig optimiert. Seit Dienstag bietet der Internetkonzern nun auch in Deutschland den Bezahldienst Google Pay an. Rund 81 Prozent der Menschen in Deutschland nutzten im Herbst 2017 ein Smartphone, rund drei Viertel der Geräte hierzulande sind mit dem Google-Betriebssystem Android ausgestattet. Einen Teil dieser Nutzer will Google nun für seinen Bezahldienst gewinnen.

Voraussetzung ist, dass sich Nutzer bei Google Payments registrieren und ein Google Payments-Konto erstellen, das mit ihrem bisherigen Google-Konto verknüpft wird. Im Geschäft müssen die Kund*innen dann lediglich ihr Gerät an ein entsprechendes Terminal halten. Im Laden muss die Kassentechnik dafür kontaktloses Bezahlen per NFC-Funk unterstützen - ein großer Teil der Terminals in Deutschland wurde bereits entsprechend umgerüstet.

Als Bezahlmöglichkeit beim Onlineshopping gibt es Google-Pay auch in Deutschland schon länger. Vor drei Jahren hat der Konzern den Smartphone-Bezahldienst in den USA gestartet, Deutschland ist das 19. Land, in dem er genutzt werden kann. Hierfür arbeitet Google Pay mit den Kreditkartenkonzernen Mastercard und Visa zusammen sowie der Commerzbank mit ihrer Tochtergesellschaft comdirect und den Online-Banken N26 und Boon. Folgen sollen laut Google demnächst die Landesbank Baden-Württemberg und die digitale Bank Revolut.

Anders als beim Smartphone-Bezahldienst des Apple-Konzerns, der einen Anteil von 0,15 Prozent von den Transaktionen behält, verdient Google nach eigenen Angaben nicht an den Transaktionen. Dem Internetkonzern gehe es darum, Geschäfte zu ermöglichen und sein Betriebssystem Android möglichst attraktiv zu machen, betonte Google-Manager Philipp Justus.

Seinen Profit macht Google weiter mit den Daten. Zwar beteuert der Konzern, Nutzerdaten verwende man lediglich dafür, um eine ausführliche Rechnung zu erstellen. Laut eigenen Datenschutzbestimmungen umfassen diese aber nicht nur Datum, Uhrzeit und Betrag der Transaktion sowie den Händlerstandort, sondern auch die Händlerbeschreibung zur gekauften Ware und Fotos, die die Nutzer*innen beigefügt haben. Diese Daten kann der Konzern hinzufügen zu den Daten, die er von Nutzer*innen einer Google-E-Mail bereits sammelt. Diese, einschließlich der von Drittanbietern eingeholten Informationen, stehen zudem allen Tochtergesellschaften des Konzern zur Verfügung.

Vorerst ausgeschlossen sind iPhone-Besitzer: Die NFC-Schnittstelle der Telefone ist bisher nur für den hauseigenen Dienst Apple Pay zugänglich. Google überholt damit den Konkurrenten auf dem deutschen Markt. Der iPhone-Konzern hat seit Herbst 2014 ein ähnlich funktionierendes Bezahlsystem für seine Telefone und Computer-Uhren, das schrittweise auch in europäischen Ländern eingeführt wird. Über einen anstehenden Start von Apple Pay in Deutschland wurde bereits mehrfach spekuliert, er blieb jedoch bisher aus.

Ob das mobile Bezahlen angenommen wird, bleibt fraglich. Zum einen, weil Googles Sammelwut in Europa auf Kritik stößt. Zum anderen, weil Verbraucher*innen in Deutschland noch immer am liebsten mit Bargeld bezahlen: Drei Viertel ihrer Einkäufe begleichen sie mit Scheinen und Münzen.

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