• Politik
  • Kritik an Frankreichs Polizei

»Die Polizei tötet«: Erneute Proteste in Nantes

Tausend Menschen gehen nach Tötung eines 22-Jährigen auf die Straße / Demo-Teilnehmer fordern »Gerechtigkeit« und die »Wahrheit«

  • Lesedauer: 2 Min.

Nantes. Nach dem tödlichen Polizeischuss auf einen 22-Jährigen in Nantes sind in der westfranzösischen Stadt am Donnerstagabend rund 1000 Menschen zu einem Gedenkmarsch auf die Straße gegangen. Sie forderten »Gerechtigkeit für Abou« und die »Wahrheit« über die Umstände seines Todes. Die Demonstranten versammelten sich vor dem Ort, wo der 22-Jährige erschossen worden war. »Die Polizei tötet« war an einer Mauer zu lesen, zuvor hatten Anwohner Blumen niedergelegt.

Der 22-Jährige, der von örtlichen Medien als Aboubakar F. identifiziert wurde, war am Dienstagabend bei einer Verkehrskontrolle in Nantes erschossen worden. Die genauen Umstände sind noch nicht endgültig geklärt, die Angaben von Polizei und mutmaßlichen Augenzeugen gehen auseinander. Der Polizist, der geschossen hatte, wurde in Gewahrsam genommen.

Weitere Ausschreitungen in Nantes

Der Vorfall hatte zu schweren Krawallen in Nantes in zwei Nächten in Folge geführt. Ausschreitungen gab es auch in einer Gemeinde nördlich von Paris. Auch in der dritten Nacht in Folge gab Ausschreitungen in Nantes. Gegen Mitternacht am Freitag brannten im Stadtteil Bellevue mehrere Autos, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Aus Polizeikreisen verlautete zudem, in dem Stadtteil seien »Gruppen mit 20 bis 30 vermummten Personen« unterwegs. Ein 14-Jähriger, der im Besitz eines Benzinkanisters und eines Anzünders gewesen sei, sei im Stadtteil Clos-Toreau festgenommen worden, hieß es aus den Polizeikreisen weiter.

Innenminister will Banlieus »beruhigen«

Die Tötung des 22-Jährigen droht die Spannungen in sozial benachteiligten Vorstädten in Frankreich zu verschärfen. Bewohner klagen regelmäßig über Polizeigewalt. Frankreichs Innenminister Gérard Collomb sagte am Donnerstag, die Regierung werde alles tun, »um die Lage zu beruhigen, in Nantes und im ganzen Land«. Die Präfektin der Region Loire-Atlantique, Nicole Klein, sagte bei einem Besuch in den Brennpunktvierteln von Nantes am Donnerstagabend, sie verstehe den Verdruss der Bürger, nicht aber die Zerstörungen. Bei den Ausschreitungen waren zahlreiche Autos angezündet und Geschäfte sowie öffentliche Gebäude beschädigt worden. Während Kleins Besuch waren auf der Straße Rufe wie »Mörder« zu hören. AFP/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal