nd-aktuell.de / 09.07.2018 / Brandenburg / Seite 12

Über 200 Unfallkreuze an den Straßen

Christian Bark

Potsdam. 205 Kreuze erinnern auf Brandenburgs Straßen an die Opfer tödlicher Verkehrsunfälle. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die meisten der Straßenkreuze sind laut Ministerium in den Landkreisen Märkisch-Oderland, Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming zu finden. Ihr Zustand ist je nach Alter unterschiedlich, wie Maren Born vom Netzwerk Verkehrssicherheit Brandenburg berichtet. Das Netzwerk unterstützt seit 2009 den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen Akteuren der Verkehrssicherheitsarbeit im Land. »Manche Kreuze werden gepflegt, manche nicht«, sagt sie. Hin und wieder würden sie nach einiger Zeit entfernt.

Das Netzwerk, das sich seit Jahren mit den Straßenkreuzen beschäftigt, hat vor acht Jahren eine mobile Ausstellung mitkonzipiert. Zielgruppe sind Fahranfänger und junge Fahrer. Meist wir die Ausstellung bei Aktionstagen in Oberstufenzentren genutzt, sagt Born. »Die Ausstellung kommt nach wie vor so gut an, dass wir im letzten Jahr einen Aufsteller mit statistischen Zahlen aktualisiert haben.« Die Ausstellungstafeln sind mehrfach vorhanden und können parallel an sechs Orten gleichzeitig gezeigt werden.

Straßenkreuze visualisierten nicht nur tödliche Verkehrsunfälle und helfen somit, Menschen zu sensibilisieren. Sie geben den Opfern hinter den statistischen Zahlen auch einen Namen, sagt Born. »Das ist ungemein wichtig für präventive Arbeit.«

Das sieht auch Detlef Zabel so. Seit einigen Jahren fotografiert der Berliner Straßenkreuze in Brandenburg und veröffentlicht die Bilder auf seiner Homepage. 34 der von ihm 40 dokumentierten Erinnerungsstellen sind derzeit auf der Seite zu sehen. »Es ist schon ein großer Unterschied, wenn man genauer hinschauen kann, den Namen liest und vielleicht auch, wie alt der- oder diejenige nur geworden ist, als wenn man nur schnell vorbei fährt«, sagt er. Die aufgestellten Kreuze sollen seiner Ansicht nach nicht nur ein Ort des Gedenkens sein. Sie sollen auch daran erinnern, dass das Leben endlich ist und schnell vorbei sein kann. Leider würden die Mahnungen oft übersehen und nicht ernst genommen. Anders denke man darüber nach, wenn man den Kreuzen bewusst etwas näher komme.

»Mich bewegt es sehr, wenn ich zum Beispiel an einer Stelle stehe, an der der 16-jährige Andy gestorben ist«, sagt Zabel und verweist auf ein mit Bild und Kerzen geschmücktes Straßenkreuz an der Landesstraße 85 zwischen Linthe und Brück (Landkreis Potsdam-Mittelmark). An anderer Stelle, auf der Landesstraße 79, stehe er den drei Kreuzen von Toby, Normen und Steffi gegenüber. »Das bewegt das Herz und macht sehr nachdenklich«, sagt der Berliner. Er hoffe, dass das auch andere Verkehrsteilnehmer dazu anrege, über ihre Fahrweise nachzudenken.

Aus rechtlicher Sicht können die Kreuze nicht einfach irgendwo aufgestellt werden. »Diese Anlagen dürfen insbesondere nicht dazu führen, dass die Verkehrsteilnehmer abgelenkt werden«, sagt eine Sprecherin des Brandenburger Infrastrukturministeriums. Auch der Straßenbetriebsdienst dürfe bei der Erfüllung seiner Aufgaben nicht behindert werden. Aber: »Die Aufstellung von kleineren Gedenkkreuzen an Unfallstellen wird vom Landesbetrieb Straßenwesen aus Respekt vor Hinterbliebenen stillschweigend geduldet.« dpa/nd