nd-aktuell.de / 17.07.2018 / Brandenburg / Seite 12

Sicher vor einem Jahrhunderthochwasser

In Wittenberge an der Elbe bannt jetzt auf 1,3 Kilometern Länge eine Spundwand die Gefahr von Überflutungen

Tomas Morgenstern

Mit der Komplettierung der Hochwasserschutzmaßnahmen an Elbe und Stepenitz sind Stadt und Wirtschaftsstandort Wittenberge (Prignitz) eine ihrer gravierendsten Sorgen los. Am Montag übergab Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) den für 1,1 Millionen Euro errichteten abschließenden Teil der neuen Schutzanlagen ihrer Bestimmung.

Mit der 400 Meter langen Spundwand sei nun »ein vollständiger Schutz des Industriegebiets Süd der Stadt gegen ein 100-jährliches Hochwasser erreicht«, teilte das Ministerium dazu mit. Immerhin reicht die Spundwand einen Meter über den Bemessungshochwasserstand von 7,99 Metern am Pegel Wittenberge.

Die gut 17 300 Einwohner zählende Stadt an der Elbe, auf halber Strecke zwischen Berlin und Hamburg gelegen, ist das wirtschaftliche Herz des vom Land besonders geförderten Regionalen Wachstumskerns Prignitz. Wittenberge liegt am Zufluss des Flüsschens Stepenitz in die Elbe - ein Standortfaktor mit Vorteilen und Tücken für die Stadt, die mit ihrer verkehrsgünstigen Lage an der Elbe und der B 189, mit eigenem ICE-Halt und der Nähe zum Autobahnnetz (A 24, A 19) punktet. So ist die Stepenitz, ein 84 Kilometer langer Nebenfluss der Elbe, als sauberstes Fließgewässer Brandenburgs ein gefragtes Wassersportrevier, doch bildet sich hier bei Hochwasserlagen der Elbe rasch ein Rückstau.

Besonders gefährdet davon waren bisher das im Staubereich liegende Industriegebiet Süd mit den hier angesiedelten Branchen und dem modernen Binnenhafen. 2013, während des Sommerhochwassers musste hier in aller Eile auf etwa 1350 Metern Länge ein Notdeich errichtet werden.

Das Land hat in den Schutz des Industriegebiets Süd insgesamt 6,1 Millionen Euro investiert. Den Startschuss dafür gab es bereits 2012. Im 1. Bauabschnitt wurde eine Hochwasserschutzwand aus Stahlbeton auf einer Länge von rund 820 Metern zwischen der Hafenspitze bis zum Anleger 3 gebaut. Im Jahr 2015 wurde dann im 3. Bauabschnitt eine 150 Meter lange Lücke in Spundwandbauweise geschlossen.

Seit Beginn der Bauarbeiten im 2. Bauabschnitt im November 2017 wurden nach Angaben des Umweltministeriums knapp 300 Tonnen Stahlspundwandbohlen auf einer Länge von 400 Metern gerammt. Technologisch anspruchsvoll gestaltete sich vor allem die Durchquerung verschiedener Rohr- und Kabelleitungen entlang der Trasse. In kritischen Bereichen sei die Spundwand schließlich mit dem Einbau von Ton-Plomben abgedichtet worden. Darüber hinaus musste gewährleistet werden, dass es bei der Einbindung und Querung des parallel verlaufenden Zufahrtgleises der Industrie- und Hafenbahn zu keinen Beeinträchtigungen kommt. An zwei Stellen queren Gleise die Hochwasserschutzanlage. Dort wurden insgesamt vier Scharten eingebaut, die im Hochwasserfall mit mobilen Hochwasserschutz-Elementen verschlossen werden können.

Wie Minister Vogelsänger betonte, seien die Schutzmaßnahmen rechtzeitig vor dem Brandenburg-Tag, dem am 25. und 26. August in Wittenberge veranstalteten Landesfest vollendet worden. Dort will sich eine lebenswerte Stadt präsentieren, die attraktives Wohnen und viel Kultur bietet. Erst am Wochenende hat sie am Elbe-Stadthafen gut 3100 Musikbegeisterte zu den zweitägigen 19. Elb᠆landfestspielen empfangen.