nd-aktuell.de / 23.07.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

IWF-Chefin warnt vor Handelskrieg

EU plant Gegenmaßnahmen zu möglichen US-Autozöllen

Buenos Aires. IWF-Chefin Christine Lagarde hat angesichts der Handelskonflikte mit den USA vor gravierenden Folgen für die Weltwirtschaft gewarnt. Das weltweite Wirtschaftswachstum könnte dadurch einen halben Prozentpunkt geringer ausfallen - ein Minus von 368 Milliarden Euro, sagte Lagarde am Samstag bei einem G20-Treffen in Buenos Aires. US-Finanzminister Steven Mnuchin bekräftigte unterdessen die Forderung der USA nach »ausgeglichenerem« internationalen Handel.

Konflikte im globalen Handel waren das Hauptthema des zweitägigen Treffens der Finanzminister und Notenbankgouverneure der 20 großen Industrie- und Schwellenländer in der argentinischen Hauptstadt. US-Präsident Donald Trump hatte die EU und China jüngst als »Gegner« in der Handelspolitik bezeichnet. Er belegte sowohl die Volksrepublik als auch die EU-Länder mit Strafzöllen. »Dieser Handelskrieg wird nur Verlierer hervorbringen, er wird Arbeitsplätze zerstören und das weltweite Wirtschaftswachstum belasten«, warnte der französische Finanzminister Bruno Le Maire im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP.

Besonders der Handelskonflikt zwischen Peking und Washington hatte sich in den vergangenen Monaten hochgeschaukelt. China verhängte Vergeltungszölle gegen die US-Maßnahmen. Trump hat mittlerweile in Erwägung gezogen die gesamten US-Importe aus der Volksrepublik mit Strafzöllen zu belegen. Auch mit der EU droht die Eskalation. Trump lässt derzeit prüfen, ob nach den Aufschlägen auf Stahl und Aluminium nun auch neue Zölle auf Autoimporte erhoben werden sollen. Dies würde vor allem Deutschland hart treffen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Freitag bekräftigt, die EU sei bereit, bei US-Strafzöllen auf Autos zurückzuschlagen. Die Europäer könnten ihrerseits zusätzlichen Zöllen unter anderem auf Soja, Mandeln, Erdnüsse, Wein, Parfüm, Holzpellets oder Telefone aus den USA einführen, berichtet die »Bild am Sonntag«. Insgesamt gehe es um Importe im Umfang von 255 Milliarden Euro.

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker reist nächsten Mittwoch zu Verhandlungen nach Washington. »Wir werden über jedes Angebot, was die amerikanische Seite uns vorlegt, im Kreise der Handelsminister der Europäischen Union sehr intensiv diskutieren«, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Sonntag. Agenturen/nd