nd-aktuell.de / 26.07.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 20

Hitzewelle erreicht Höhepunkt

Feuerwehrverband hält verheerende Waldbrände in Deutschland kaum für möglich

Sebastian Bronst, Hamburg

Trotz anhaltender Rekordhitze hält der Deutsche Feuerwehrverband verheerende Waldbrandkatastrophen wie in Schweden und Griechenland in der Bundesrepublik kaum für möglich. Unter anderem sei die Vegetation völlig anders, zudem mache die hohe Feuerwehrdichte eine schnelle Brandbekämpfung möglich, sagte dessen Präsident Hartmut Ziebs der »Passauer Neuen Presse« vom Mittwoch.

Mediziner rieten angesichts von Temperaturen von bis 38 Grad zur Vorsicht. Ältere Menschen, Babys sowie chronisch Kranke seien besonders gefährdet, mahnte der Malteser Hilfsdienst am Mittwoch. Ab einer Temperatur von 37 Grad bei gleichzeitiger hoher Luftfeuchtigkeit könne die Temperaturregelung des Körpers überfordert werden. Es drohten Sonnenstich, Hitzschlag, Erschöpfung und Kreislaufversagen.

Deutschland und andere europäische Länder erleben derzeit eine Hitzewelle mit großer Trockenheit. Nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts sollen die Temperaturen hierzulande am Donnerstag stellenweise auf bis zu 38 Grad steigen. In Griechenland, Schweden und Finnland brachen schwere Waldbrände aus.

Probleme bereitet die Hitze auch der Landwirtschaft. Der Chef des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, warnte am Mittwoch im Rundfunk Berlin-Brandenburg vor Ernteausfällen von durchschnittlich 20 Prozent. Er forderte die Politik dazu auf, den Notstand auszurufen. Das sei die Voraussetzung für schnelle finanzielle Hilfen für Landwirte.

In Sachsen riefen die Behörden angesichts sinkender Wasserstände zur schonenden Nutzung auf. Die Hitze, ausbleibende Niederschläge und hohe Verdunstungsraten führten zu »angespannten hydrologischen Verhältnissen«. In einigen Landkreisen hätten die zuständigen Ämter zum Schutz der Wasserversorgung bereits verboten, Wasser aus fließenden Gewässern abzuschöpfen, erklärte das Umweltministerium.

Feuerwehrpräsident Ziebs sagte: »Nach menschlichem Ermessen sind solche dramatischen Brände wie in Schweden oder Griechenland bei uns nicht möglich.« Er verwies unter anderem auf Unterschiede in der Vegetation und die im internationalen Vergleich sehr stark aufgestellte Feuerwehr im dicht besiedelten Deutschland. »Wir sind schnell vor Ort und bekommen solche Brände vergleichsweise schnell in den Griff.«

Zudem seien in Deutschland bei der Aufforstung Brandschneisen in den Wäldern angelegt worden, die ebenfalls eine katastrophale Ausbreitung verhinderten. Nach seinen Angaben fehlen aber schwere Löschhubschrauber. Nur die CH53-Helikopter der Bundeswehr könnte große Löschtanks bewegen, seien aber oft im Auslandseinsatz oder aus anderen Gründen nicht verfügbar. Andere Hubschrauber könnten nur kleine Tanks nutzen. Löschflugzeuge seien aber nicht nötig.

Vielerorts mussten die Feuerwehren auch in Deutschland ausrücken, um Feld- und Flächenbrände zu löschen. Es blieb bislang aber bei kleineren Feuern. Die Waldbrandgefahr ist hoch. Die Feuerwehren riefen die Menschen auf, sich entsprechend umsichtig zu verhalten.

Hilfsorganisationen riefen die Menschen auf, Vorsichtsmaßnahmen gegen die Hitze zu treffen. Es sei wichtig, ausreichend zu trinken, körperliche Belastung zu vermeiden, prallen Sonnenschein möglichst zu meiden. Krankenkassen schalteten Telefonhotlines zum Thema Hitze frei.

In Hamburg bat die Feuerwehr am Mittwoch die Besucher eines großen Open-Air-Konzerts des Popsängers Ed Sheeran um Vorsicht. Fans sollten bereits vorab genügend trinken, »um ihre Flüssigkeitsspeicher aufzufüllen«. Auf Kaffee und Alkohol sollten sie lieber verzichten. AFP/nd