nd-aktuell.de / 12.05.2007 / Brandenburg
Wegweiser zu Görings Residenz werden beseitigt
Aufschrift »Carinhall« abgedeckt / Die skandalösen Hinweise waren mit Fördermitteln finanziert
Klein Dölln (ND). Wegweiser zum Herrensitz des Nazi-Bonzen Hermann Göring in der Schorfheide sollen jetzt neu beschriftet werden. Wie Arbeitsministerin Dagmar Ziegler (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage mitteilte, wurden die beanstandeten Wegweiser-Steine aber nicht entfernt. Die Aufschriften werden »auf den aktuellen Stand gebracht«. Die Anschrift der Häuser sei nicht mehr Carinhall, sondern Wucker 1 und 2. Die alte Beschriftung wurde abgedeckt. Der Landtagsabgeordnete Torsten Krause (Linkspartei) hatte vor einiger Zeit auf den Skandal aufmerksam gemacht, dass es bei Klein Dölln in der Schorfheide Steine mit der Aufschrift »Carinhall« gebe, die zum einstigen Jagdschloss des Faschisten Göring hinführen. Die Hinweise gehörten zu dem Projekt »Steine weisen den Weg«, für das es Fördermittel vom Land Brandenburg gab. Die Landesregierung habe auf die Beseitigung dieser Beschriftungen hingewirkt, sagte Ministerin Ziegler. Sie bedauerte den Vorfall. Ein vergleichsweise schlichtes Blockhaus im schwedischen Stil ließ sich Göring im Herbst 1933 vom Staat Preußen übereignen. Damals war er Ministerpräsident. Dazu gab es ein zirka 120 Hektar großes Areal. Göring nannte das Anwesen zur Erinnerung an seine 1931 verstorbene Frau Carin Freiin von Kantzow »Carinhall«. Er ließ es stufenweise für 15 Millionen Reichsmark zu einer prächtigen Residenz ausbauen. Es entstanden beispielsweise ein Wirtschaftstrakt, Gästezimmer, eine große Halle, Bibliothek und Galerie sowie eine Gruft für die sterblichen Überreste der Carin von Kantzow am Wuckersee. Daneben gab es zwei Kasinos, eine Kommandantur, Wach- und Postenhäuser, einen Tennisplatz, einen Schießstand und eine Nachbildung von Schloss Sanssouci im Maßstab 1:10 für Görings Tochter Edda. Der Plan eines riesigen Museumsflügels wurde nicht mehr verwirklicht. Rund um »Carinhall« standen Flak- und Scheinwerfertürme für die Luftabwehr. An einem weiter nördlich gelegenen See errichteten die Faschisten zum Schein die Kulisse eines zweiten »Carinhall«, um feindliche Flieger in die Irre zu führen. Das echte »Carinhall« versteckte man ab 1944 mit Tarnnetzen. Aber beide Objekte sind nie von Bombern angegriffen worden. Als die sowjetischen Truppen nahten, ließ Göring »Carinhall« im April 1945 sprengen.
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