nd-aktuell.de / 03.08.2018 / Kultur

Was tun im Kapitalozän?

Wir stellen uns Folgendes vor: Faust, der geniale Projektemacher und Ingenieur, blickt auf sein Lebenswerk: blühende Kulturlandschaften, neu erschaffene Länder, Überseehäfen, eine Handelsflotte, die Waren und Schätze aus fernen Kontinenten bringt. Faust ist der Logistik-King des internationalen Freihandels, Mephisto sein Chef-Ideologe und Handlanger. Ein namenloser Reisender und ein freundliches altes Paar namens Philemon und Baucis sind ihre einzigen Widersacher, die schnell zu Opfern der kapitalistischen Umwälzungen werden. In der kollaborativen Lesung »Feldversuche im Kapitalozän - Faust, Mapuches, Santiago Maldonado und das besetzte Land« fragen Julia Mensch und Naomi Hennig: Was bedeutet der Tod dieses namenlosen Reisenden für uns, wie kann er beim Namen genannt und erinnert werden, und wie können sich die Klagelieder für Philemon und Baucis in eine Kritik der grenzenlosen »Akkumulation durch Enteignung« übersetzen lassen? Wie könnte Faust in seiner letzten Inkarnation als Landentwickler, wie könnte sein brennender Ehrgeiz, seine Blindheit und sein anschließender Tod heute verstanden werden angesichts der andauernden Umweltzerstörung? Die Lesung ist Teil des Project Space Festival. nd Foto: Viajero Maldonado, Naomi Hennig

5. August, 20 Uhr, uqbar, Schwedenstraße 16