nd-aktuell.de / 07.08.2018 / Politik / Seite 4

Streiflicht

Stephan Hilsberg flog aus dem Förderverein Hohenschönhausen

Velten Schäfer

Stephan Hilsberg hat viele Interessen. Am Donnerstag etwa tritt der 1957 geborene Mitbegründer der Ost-SPD als Pianist in einem Wohnstift auf. Da wird den langjährigen Bundestagspolitiker ein Ehrenamt weniger nicht aus der Bahn werfen. Doch stimmen die Umstände dieses Freizeitzuwachses bedenklich: Nun hat ihn nämlich laut »Berliner Zeitung« der Förderverein der Stasigedenkstätte Hohenschönhausen ausgeschlossen, dessen Schriftführer er war. Es entschied die Stimme des Vorsitzenden Jörg Kürschner.

Das ist ein Politikum, hatte doch Hilsberg Kürschner im Juni offen attackiert: »Nicht hinnehmbar« sei, dass dieser »regelmäßig und mit einer klaren Positionierung pro AfD (...) Namensartikel« verfasse. Denn diese Partei verharmlose nicht nur nationalsozialistische Verbrechen, sondern instrumentalisiere auch staatssozialistische, wenn sie diese mit heutigem »demokratischem Meinungsstreit« gleichsetze.

Nun ist der Verein nicht Teil der steuerfinanzierten Gedenkstätte - und formal ist Kürschners Argument nachvollziehbar, AfD-Nähe sei nicht verboten, während Hilsberg dem Verein geschadet habe. Politisch aber wirft das Votum ein Streiflicht auf den Umstand, dass jüngst nicht unerhebliche Teile der »Bürgerrechtler« weit nach rechts abdriften. Hier lässt nicht nur Siegmar Faust grüßen, jener in Hohenschönhausen geschasste Zeitzeuge, der für Milde gegenüber Horst Mahler warb, sondern auch Vera Lengsfeld.

Wie nun weiter? In seiner Erklärung hatte Hilsberg auch Gedenkstättenchef Hubertus Knabe nicht geschont: Dieser sei nicht »bereit«, die Situation »in ihrer ganzen Dimension zu erfassen«. Er müsse seinen Einfluss geltend machen. Knabe reagierte. Prompt setzte er die Kooperation mit dem Verein aus - und einen Tag später kündigte Kürschner für den Herbst seinen Rückzug an.

Kann Knabe nun auf Normalität hoffen? Oder hat ihm Kürschner mit Hilsbergs Ausschluss ein Kuckucksei hinterlassen? Im Juni hatte letzterer ausdrücklich erklärt, ein beidseitiger Rückzug sei keine Lösung. Es bleibt also spannend um das düstere Gemäuer.