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»Fatales Zeichen«

Kritik an SPD-Vorstand

  • Lesedauer: 2 Min.

Mit einem Offenen Brief wandten sich international renommierte Historiker und Historikerinnen an Andrea Nahles und den SPD-Parteivorstand, um ihr »völliges Unverständnis« über die Auflösung der Historischen Kommission der deutschen Sozialdemokratie zum Ausdruck zu bringen. Die Wissenschaftler halten diese Entscheidung »für einen schweren politischen Fehler« und »ein fatales Zeichen.«

Erinnert wird in dem Schreiben an die »beiden wichtigsten Impulse«, die 1981 zur Gründung der SPD-Geschichtskommission geführt hatten und »heute aktueller denn je« seien. Dazu zähle einerseits die »unter gesellschaftlicher Zustimmung bis weit in die Mitte hinein« arbeitende sogenannte Neue Rechte, die mit fast 100 Bundestagsmandaten »den humanistischen, historisch-selbstkritischen Grundkonsens der Bundesrepublik« zu torpedieren versuche. Deshalb müsse die Historische Kommission - möglicherweise in erneuerter Form - »als Forum der Auseinandersetzung über historisch-politische, geschichtskulturelle und geschichtspolitische Fragen erhalten bleiben«. Andererseits seien angesichts der vielen globalen Herausforderungen und immer rabiateren »Lösungs-«Vorschläge von Populisten und Nationalisten »die geschichtlichen Erfahrungen der Sozialdemokratie von essenzieller Bedeutung«. Die Unterzeichner des Offenen Briefes, zu denen unter anderem die deutschen Professoren Wolfgang Benz, Manfred Hildermeier, Mario Keßler, Jürgen Kocka, Gerd Krumeich und Lutz Niethammer sowie aus den USA Norman Naimark und Mark Roseman gehören, fordern den SPD-Vorstand auf: »Revidieren Sie diesen geschichts- und gegenwartsvergessenen Beschluss!«

Der Vorsitzende der Geschichtskommission der SPD, Bernd Faulenbach, ist laut seiner Aussage in einem Interview für den Deutschlandfunk Ende Juni von der Parteivorsitzenden über den geplanten Auflösungsbeschluss informiert worden. Für die Kommissionsmitglieder sei das völlig überraschend gekommen. »Wenn es Kritik gegeben hätte, hätte man sie umsetzen können«, sagte der Geschichtsprofessor an der Ruhr-Universität Bochum. Die Kommunikation mit der Parteiführung sei seit Jahren schlecht gewesen, auch weil die Spitze so häufig ausgetauscht worden sei. Die Kommission selbst habe für dieses Jahre noch eine Tagung für den 8. und 9. November über die deutsche Revolution geplant.

Vor einigen Wochen hatte bereits die Historische Kommission der Linkspartei in einem online versandten Brief ihre Solidarität mit dem aufgelösten Gremium der SPD-Historikerzunft bekundet. nd

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