nd-aktuell.de / 11.08.2018 / Wissen / Seite 20

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Käthe Wohlfahrt

1933 - August 2018

Während im Osten jeder weiß, dass die Weihnachtsbaumkugel aus dem thüringischen Lauscha kommt, wo sie ein armer Glasbläser in Ermangelung von Süßigkeiten als Schmuck für den Tannenbaum erfand, würden wohl im Westen nicht wenige vermuten, dass Käthe Wohlfahrt etwas damit zu tun hatte. Sie floh aus der DDR, aber soll eine weihnachtliche Spieldose aus dem Erzgebirge im Gepäck gehabt haben, als sie sich mit Ehemann Wilhelm in Baden-Württemberg niederließ. Besuch aus Amerika war von der Dose begeistert, und so entstand die Geschäftsidee und ab 1964 in Herrenberg, ab 1977 in Rothenburg ob der Tauber das Unternehmen Käthe Wohlfahrt mit eigenem Geschäft für Weihnachtsschmuck.

Als das 50-jährige Bestehen gefeiert wurde, hatte längst Sohn Harald die Geschäfte übernommen. Aber natürlich hat sich der Name des traditionsbewussten Unternehmens nicht geändert, der eine Marke im Weihnachtsgeschäft ist. Wer eher zu moderner Dekoration neigt, muss sich allerdings im Sortiment von Käthe Wohlfahrt schon mit einer Mainzelmännchenkollektion oder Fußballkugeln zufrieden geben. Selbstverständlich mundgeblasen, handgemalt und kein Schnäppchen.

Die Unternehmerin lebte recht zurückgezogen, aber ihr Name ist in aller Welt bekannt. rst

Joël Robuchon

7. 4. 1945 - 6. 8. 2018

Jahrhundertkoch. Unter dieser Titulierung machte es die französische Nachrichtenagentur AFP nicht. Frankreichs Präsident Macron erklärte: »Mit seinem Namen und seinem Stil verkörperte er die französische Küche in der ganzen Welt.« Und der Pariser Regierungssprecher twitterte, Joël Robuchon werde auch künftig Generationen von Köchen inspirieren. Robuchon, der mit seinen Restaurants mehr als 30 Michelin-Sterne scheffelte, ist am Montag in der Schweiz gestorben.

Berühmt geworden ist er mit seinem 1982 kreierten Püree, das etwa je zur Hälfte aus Butter und Kartoffeln besteht und gern das Bett für boudin noir - natürlich im Stück gebraten - abgibt. Doch es war sicher nicht nur die Kreativität Robuchons, sondern wesentlich sein Unternehmergeist, der ihn weltbekannt machte. Zwölf internationale Standorte haben die Restaurants, von Paris über Macau bis Tokio, die Rebuchons Erfindungen auftischen.

Ähnlich wie Starköche hierzulande machte sich Robuchon allerdings zunehmend in seinen Restaurants rar, beriet Lebensmittelunternehmen - und moderierte fast täglich TV-Kochshows. sat