nd-aktuell.de / 17.08.2018 / Sport / Seite 19

Ein wesentlich höherer Anteil an Quatsch

Mesut Özil sei »ein lieber Kerl«, sagt Toni Kroos und rechnet dann doch mit dem Ex-Kollegen ab. »Die Art und Weise seines Rücktritts« sei »nicht in Ordnung«, sagt Kroos in einem Interview mit der »Bild« und kritisiert Özil: »Der Anteil, der in seiner Erklärung gut und richtig angesprochen wird, wird leider durch den wesentlich höheren Anteil an Quatsch überschattet.«

Özil erzählt also Quatsch, meint Kroos. Der Verbal-Angriff von Ex-Weltmeister zu Ex-Weltmeister ist schon erstaunlich, schließlich übten sich andere Kollegen bei dem Thema zuletzt eher in Fußball-Diplomatie. Dass sich Özil im Kreis des DFB-Teams nach eigener Aussage zuletzt diskriminiert gefühlt habe, kann Kroos nicht nachvollziehen: »Ich denke, dass er selbst weiß, dass es Rassismus innerhalb der Nationalmannschaft und des DFB nicht gibt.«

Das Gegenteil sei der Fall, so Kroos. »Wir setzen uns ja immer wieder aus Überzeugung für Vielfalt und Integration ein. Mesut war dafür ein gutes Beispiel, wie viele andere unserer Mitspieler auch«, sagt der Mittelfeldstar von Real Madrid. Und auch zu dem Auslöser der Affäre, dem gemeinsamen Bild von Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat der 28-Jährige eine klare Meinung.

»Mesut wurde für das Foto kritisiert - und das zu Recht. Und er hat die Chance verstreichen lassen, sich dazu zu erklären«, sagt Kroos: »Trotzdem wurde er von der sportlichen Leitung und im Mannschaftskreis absolut unterstützt. Später wurde er - wie wir anderen auch - für die Leistung bei der WM kritisiert.« Kroos räumt aber auch ein, dass die »Art der Kritik« sicher »nicht immer auf gutem Niveau« geäußert wurde, »aber da muss man als Spieler dann durch«. Özil hätte »einen besseren Abgang verdient gehabt«, sagt Kroos. Özil sei »grundsätzlich« ein »verdienter Nationalspieler« sei. Im Gegensatz zu Özil will Kroos weiter unter Bundestrainer Joachim Löw für Deutschland spielen, um bei der Europameisterschaft 2020 »deutlich erfolgreicher« als bei der WM abzuschneiden. SID/nd