nd-aktuell.de / 25.08.2018 / Kultur / Seite 2

Liebevoll

Personalie

Christof Meueler

Das Lied »Geh zu ihr« halten manche für die inoffizielle Nationalhymne der DDR. Sie stammt aus »Die Legende von Paul und Paula« (1973), für viele der schönste Film der DEFA. Und noch mehr Menschen glauben, die Puhdys hätten den Song geschrieben. Stimmt aber nicht. Die Musik stammt von Peter Gotthardt, der Text von Ulrich Plenzdorf.

Namen sind wichtig. Wie funktioniert die große Liebe? Angelica Domröse sagt im Film: »Wir lassen es dauern, so lange es dauert. Wir machen nichts dagegen und nichts dafür. Wir fragen uns nicht nach allerlei Zeugs. Bloß die Namen, ich heiße Paula.«

Der Komponist Peter Gotthardt bekommt nun den Ehrenpreis des Deutschen Filmmusikpreises. Er wird ihm am 26. Oktober in Halle verliehen. Der 77-Jährige erhält ihn von Vorjahrespreisträger Harold Faltermeyer, das ist der, der zum Beispiel die Musik von »Beverly Hills Cop« mit Eddie Murphy geschrieben hat. Daran dürfte sich kaum jemand erinnern. Aber sie war auch instrumental. Wie die allermeiste Filmmusik, die nur scheinbar hinter den Bildern untergeht, sie aber in Wahrheit verstärkt. Ohne die Musik wären die Bilder nämlich fast nichts.

Gotthardt hat mehr als 500 Filmmusiken geschrieben. In der DDR versorgte er Fernsehserien wie »Polizeiruf 110« oder »Der Staatsanwalt hat das Wort«. Spielfilme natürlich auch, durchaus merkfähig: Zum Beispiel »Ene mene mopel« in »Ikarus«, den Heiner Carow nach »Paul und Paula« drehte. Der Text stammt von Bettina Wegner - hätte man auch nicht gedacht.

Als Gotthardt jung war, übte er noch mit Ernst Busch am Klavier. Als die DDR vorbei war, verfasste er die Komposition »Fuck the Wall« (1991) und gründete eine eigene Plattenfirma und - noch wichtiger - einen eigenen Musikverlag.

Die Popmusik hat er extra für »Paul und Paula« am Radio gelernt, vorher konnte er nur Klassik. Epischer als »Geh zu ihr« ist »Wenn ein Mensch lebt«, auch aus »Paul und Paula«. Klingt wie von Burt Bacharach. Weltniveau, wie man früher sagte.