Harry Potter

Terry Eagleton

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Harry-Potter-Romane unterscheiden zwischen Fantasie und Realität, aber sie stellen diese Unterscheidung auch infrage. Auch wenn sich etwas nur im Kopf abspielt, so erklärt Dumbledore Harry einmal, bedeutet das nicht, dass es nicht real ist.

Fantasie und alltägliche Realität vermischen sich im Schreibprozess selbst, der irgendwo zwischen Realismus und nichtrealistischer Darstellung angesiedelt ist. Die Bücher zeichnen eine realistische Welt, in der unglaubliche Dinge passieren. Die Leser sollen in den Romanen die eigenen realen Lebenswelten wiedererkennen, damit sie mit Freude verfolgen können, wie die Realität durch die Macht der Magie verändert wird.

Da es sich bei der Mehrzahl dieser Leser um Kinder handelt, von denen die meisten kaum Status oder Befugnisse haben, kann es durchaus zufriedenstellend sein, wenn man sieht, dass andere Kinder über erstaunliche Zauberkräfte verfügen. Daher ist die Mischung aus Realismus und dem Fantastischen so wichtig, auch wenn das Nebeneinander von vertrauten Dingen und übernatürlich-magischen Elementen auf so gut wie jeder Seite immer wieder Unstimmigkeiten aufweist.

Figuren wenden Zaubersprüche an, tragen aber Jeans. Besenstiele wirbeln Staub und kleine Steine auf, wenn sie den Boden berühren. Die Todesser (»death eaters«) und Tantchen Muriel existieren in ein und derselben Welt. Übernatürliche Wesen gehen durch reale Türen. Einmal benutzt Harry seinen Zauberstab, um ein schmutziges Taschentuch zu säubern, mit dem er zuvor den Ofen sauber gemacht hat. Warum nimmt er nicht gleich den Zauberstab zum Säubern des Ofens?

»Literatur lesen. Eine Einleitung« nannte der britische Marxist und Literaturtheoretiker Terry Eagleton seine Abhandlung, die uns in die vielfältigen Bedeutungsebenen literarischer Texte von Shakespeare bis J. K. Rowling eintauchen lässt und zeigt, wie sie »funktionieren« (Reclam, 268 S., br., 24,95 €).

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