nd-aktuell.de / 05.09.2018 / Berlin / Seite 9

70 000 Unterschriften für mehr Kitaplätze

Elternbündnis will Regierenden Bürgermeister Müller Petition zur Bekämpfung der Kitakrise übergeben

Jérôme Lombard

Deutlich mehr Gehalt für Erzieher und größere Anstrengungen beim Neubau von Kitas: Das fordert das Berliner Elternbündnis »Kitakrise« in einer Online-Petition auf der Kampagnenwebsite Change.org. An diesem Mittwoch wollen die engagierten Mamas und Papas die Petition, die inzwischen schon von fast 70 000 Menschen unterschrieben wurde, im Roten Rathaus an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) übergeben.

»Mit dieser symbolischen Aktion wollen wir den Druck auf die Politik erhöhen«, sagt Christine Kroke. Die 36-jährige Mutter ist in dem »Kitakrise«-Bündnis aktiv und hat die Petition ins Leben gerufen. Ende Mai war sie mit anderen betroffenen Eltern auf die Straße gegangen, um ihren Unmut über die Situation an den Kindertagesstätten Luft zu machen.

»In Berlin fehlen immer noch Tausende Kitaplätze. Und das sind nur die offiziellen Zahlen«, sagt Kroke. Sie selber habe über 100 Kitas angeschrieben, bis sie vor kurzem endlich einen Gruppenplatz für ihren elf Monaten alten Sohn Carl bei einer Tagesmutter gefunden hat. »Für mich hat sich damit die Situation entspannt. Ich kann endlich wieder arbeiten«, sagt Kroke, die als Pressereferentin bei einem IT-Unternehmen arbeitet. Auf viele Familien in der Hauptstadt wirke sich der Mangel an Kitaplätzen aber weiterhin dramatisch aus, wie Kroke sagt.

Das Land Berlin hat die frühkindliche Betreuung in den letzten Jahren ausgebaut. Nichtsdestotrotz fehlen aktuell rund 3000 Kitaplätze. Das hat weniger damit zu tun, dass es in Berlin zu wenig Kitas gebe. Das Hauptproblem ist der eklatante Mangel an Erziehern. Auch die jüngste Ausbildungsoffensive konnte diesen Mangel bisher nicht nachhaltig lindern.

Bei einem Kita-Gipfel im Sommer hatte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) den Eltern versprochen, sich für eine bessere Bezahlung der Erzieher einzusetzen. Zudem will die Senatorin den Quereinstieg in den Erzieherberuf fördern und die Erzieherausbildung für Menschen mit mittlerem Schulabschluss öffnen. Auch solle schnellstmöglich ein Kita-Navigator erarbeitet werden, der den Eltern online einen besseren Überblick über freie Kitaplätze gibt.

»Der Senat ist durchaus bemüht, Lösungen zu finden«, meint Kroke. Was sie aber von den Politikern vermisse, sei »echtes Mitgefühl« für die betroffenen Eltern. Sie hofft, dass sich der Regierende bei der Petitionsübergabe empathisch zeigt.