nd-aktuell.de / 06.09.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 20

Kontroverse um Katzen

Dorf in Neuseeland will die Tiere verbannen

Barbara Barkhausen

Sie kommen auf leisen Pfoten: Katzen sind effektive Jäger. Jedes Jahr töten sie weltweit mehrere Milliarden Vögel und Säugetiere. So kuschelig sie aussehen, Katzen sind eine der größten Bedrohungen für die Artenvielfalt. Laut einer australisch-neuseeländischen Studie sind sie für das Aussterben von Vögeln, Reptilien und Säugetieren verantwortlich. Nur noch Ratten und andere Nagetiere sind größere »Killer« als Katzen. Das Problem verschärft sich in Gebieten mit sehr sensiblen Ökosystemen wie Neuseeland oder Australien. In Neuseeland sind vor allem die flugunfähigen Vögel wie Kiwis, Kakapos und Takahes gefährdet.

Die Ortschaft Omaui auf der Südinsel Neuseelands will drastische Maßnahmen ergreifen und sämtliche Katzen verbannen. Die Initiative, die von der Umweltbehörde Environment Southland ausgeht, sieht vor, dass Katzenbesitzer ihre Tiere kastrieren, mit einem Mikrochip versehen und registrieren lassen. Wenn ein Tier stirbt, darf der Besitzer keine neue Katze mehr halten. »Wir sind keine Katzenhasser, aber wir wollen, dass unsere Umwelt reich an Wildtieren ist«, sagte John Collins, der Vorsitzende des Omaui Landcare Charitable Trust, der lokalen Tageszeitung »Otago Daily Times«.

Der Widerstand in der Bevölkerung ist groß. Eine Petition will das Katzenverbot stoppen. Es gäbe zu viele Nagetiere, sagte Nico Jarvis dem »New Zealand Herald«. Katzen seien der einzige Weg, das Nagetierproblem zu bekämpfen. »Wenn ich keine Katze haben würde, wäre es fast ungesund für mich, in meinem Haus zu leben«, behauptete die Neuseeländerin.

Omaui ist nicht der einzige Ort mit einem Katzenproblem. Australien baut derzeit den längsten Katzenzaun der Welt. 75 Millionen einheimische Tiere sterben dort laut der Australian Wildlife Conservancy jedes Jahr durch ausgewilderte Hauskatzen, deren Zahl in die Millionen geht. Die Tierschützer entwickelten den Plan, ein Gebiet im Outback katzensicher zu machen. Ein 44 Kilometer langer Zaun schafft ein 94 Quadratkilometer großes Schutzgebiet, in dem einheimische Arten sich ungestört von Wildkatzen und Füchsen vermehren können.

Ein weniger kontroverser Vorschlag als der Katzenbann kommt von Peter Marra, Chef des Smithsonian Migratory Bird Centre in den USA. Er sagte der BBC, er sehe die Lösung im Wandel menschlichen Verhaltens. Katzen seien wunderbare Haustiere, aber sie sollten nicht draußen herumwandern dürfen. Auch die Tierschutzorganisation Peta ist dafür, Katzen nur an der Leine mit nach draußen zu nehmen. Es gehe auch um den Schutz der Katzen. Denen würden draußen oft vielfältige Gefahren drohen - wenig verständnisvolle Nachbarn, Tierquäler, Autofahrer und Krankheiten, die sie sich einfangen könnten.