nd-aktuell.de / 22.05.2007 / Sport

»Denkmal« Frank Pagelsdorf soll Rostock im Oberhaus halten

Diego Morais erster Neuzugang / Etat steigt von 14,5 auf 26 Millionen Euro

Konrad Lindemann
Soll noch einer sagen, die Mecklenburger seien unterkühlt. Bis in die frühen Montagmorgenstunden feierte man an der Ostsee den Aufstieg des FC Hansa Rostock in die 1. Bundesliga. Zwei Spielzeiten in der 2. Liga sind ja auch genug. »Zwei Jahre haben wir darauf hingearbeitet, ich bin froh, dass wir das hingekriegt haben«, bilanzierte Routinier René Rydlewicz nach dem 3:1 gegen Unterhaching. Auch wenn sich die Mannschaft in der Rückrunde sehr schwer tat, der Aufstieg ist zweifelsfrei verdient. Seit dem vierten Spieltag stand Hansa auf einem Aufstiegsplatz, zudem kassierte das Team nur vier Niederlagen und damit die wenigsten in der zweiten Liga. Nur 30 Gegentore waren ebenfalls der Liga-Top-Wert. »Ich war fest überzeugt, dass wir den Aufstieg schaffen«, sagte Christian Rahn, der mit seinem dritten Tor gegen Unterhaching alles klar machte und lobende Worte für den Baumeister des Erfolges fand: Frank Pagelsdorf. »Der Trainer hat vor dem Spiel gesagt: Geht raus, holt die Punkte, und wir sind aufgestiegen.« Spätestens jetzt ist für die Hansa-Fans eh klar, dass man am Ostseestadion ein Denkmal für den Trainer errichten sollte. »Pagelsdorf, Pagelsdorf«-Rufe, egal wohin der 49-Jährige auch am Sonntag schritt. Ein Mann, eine Erfolgstory. Bereits 1995 führte er Hansa von Liga zwei in Liga eins, bevor er im Sommer 1997 zum Hamburger SV wechselte. Im August 2005 kehrte Pagelsdorf zurück und übernahm den Posten vom glücklosen Jörg Berger. Erste Maßnahme. Er krempelte die Mannschaft um. Was man dem gebürtigen Hannoveraner besonders anrechnet: Er baute ein Talent nach dem anderen in die erste Elf ein. Ob Marc Stein, Kai Bülow oder Zafer Yelen - sie haben Pagelsdorf viel zu verdanken. Angereichert mit »Haudegen« wie Gledson, Rene Rydlewicz, Stefan Beinlich oder Christian Rahn, fertig war die Aufstiegsmischung. »Der Zusammenhalt war das große Plus in dieser Saison«, erklärt Pagelsdorf, der sich Sonntagabend im Rathaus als erster in das Goldene Buch der Stadt eintragen durfte, bevor der Rest des Teams folgte. In den nächsten Tagen geht die Party weiter. Dann beginnt jedoch auch die Arbeit. Denn der FC Hansa verliert zwei Leistungsträger. Torwart Mathias Schober kehrt zum FC Schalke zurück, Abwehrchef Gledson schließt sich dem deutschen Meister VfB Stuttgart an. Der Etat wird zwar von rund 14,5 auf 26 Millionen Euro erhöht, große Sprünge sind trotzdem nicht drin. Zum Vergleich: Ostrivale Energie Cottbus geht mit einem Budget von 22 Millionen in das Spieljahr 2007/08. »Der Aufstieg war auch wirtschaftlich sehr wichtig für den Verein«, sagt Klub-Boss Dirk Grabow, der gleichzeitig das Amt des Schatzmeisters bei Hansa inne hat. Er versichert allerdings: »Wir haben natürlich Mittel zur Verfügung, um die Mannschaft zu verstärken.« Im Visier ist ein alter Bekannter: Marko Rehmer. Der Verteidiger spielte von 1997 bis 1999 bereits in Rostock und schaffte an der Küste sogar den Sprung in die Nationalmannschaft. Da der Vertrag des 35-Jährigen bei Eintracht Frankfurt nicht verlängert wurde, wäre er ablösefrei. Manager Stefan Studer sucht nach eigenen Aussagen noch einen Keeper und zwei Innenverteidiger. Rehmer könnte einer von ihnen sein. Mit dem Brasilianer Diego Morais (24) vom brasilianische Zweitligisten Villa Rio Esporte Rio hat gestern ein weiterer Kandidat bis 2010 schon unterschrieben. Die Zielstellung für die 1. Bundesliga ist klar. Studer: »Es geht zunächst um den Klassenerhalt. Den traue ich der Mannschaft zu.«