Wenn Frank Bsirske mit 18 Jahren an der Spitze von ver.di als dienstältester Gewerkschaftschef gilt, dann dürfte Frank Werneke zu den dienstältesten Stellvertretern gehören. Seit 2003 steht er an Bsirskes Seite und dürfte nun in einem Jahr dessen Nachfolge antreten. Eine Findungskommission hat den 51-Jährigen dafür vorgeschlagen. Seine Wahl beim nächsten Bundeskongress in Leipzig gilt als quasi sicher. Bsirske wird dann mit 67 in den Ruhestand gehen.
Werneke ist zwar schon lange dabei, doch die Präsenz von Bsirske - Typus intellektueller Volkstribun - hat er nicht erreicht. Er stand wenig im Rampenlicht, auch deshalb, weil in seinem Fachbereich Medien, Kunst und Industrie schlagzeilenträchtige Tarifauseinandersetzungen selten sind.
Werneke kommt aus der Nähe von Bielefeld und ist gelernter Verpackungsmittelmechaniker. Als hauptamtlicher Gewerkschafter begann er 1993 bei der IG Medien, die später in ver.di aufging. Im Bundesvorstand ist Werneke bislang unter anderem für Finanzen und Mitgliederentwicklung zuständig. Beides Problemfelder, die eng zusammenhängen. Mit knapp zwei Millionen Mitgliedern ist ver.di zwar immer noch die zweitgrößte Arbeitnehmervertretung in Deutschland, aber seit ihrer Gründung 2001 hat die Gewerkschaft 800 000 Mitglieder verloren. Damit sinken auch die Einnahmen. Aus diesem Grund hat ver.di vor einiger Zeit eine tiefgreifende Strukturreform angestoßen - aus 13 eigensinnigen Fachbereichen sollen dann nämlich vier werden. Hier wird sich Werneke als erstes beweisen müssen. Er wird Moderationsgeschick wie Durchsetzungsstärke brauchen, um die Beharrungskräfte zu überwinden.
Eine Frau wollte diesen Job offenbar nicht übernehmen, dabei hieß es lange Zeit, dass nach Bsirske eine Frau das Gesicht der weiblichen Gewerkschaft werden müsse. Mehr als die Hälfte der Mitglieder sind Frauen. Doch Andrea Kocsis, die bisherige Vize und Leiterin des Fachbereichs Postdienste, soll abgelehnt haben. Sie bleibt Vize, neben der neuen im Team, Christine Behle, die als sehr fähig bekannte Leiterin des Bundesfachbereichs Verkehr.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1100426.der-zweite.html