nd-aktuell.de / 17.09.2018 / Politik / Seite 4

Überläufer

Personalie

Thomas Berger

Thailands Premierminister Prayuth Chan Ocha soll höchstselbst zum Telefonhörer gegriffen haben, um mit Buddhipongse Punnakanta zu sprechen. Kurz darauf war dieser neuer Vizegeneralsekretär für politische Angelegenheiten beim Regierungschef. Schon zuvor hatte Buddhipongse wichtige Ämter inne, war unter anderem Gouverneur der Hauptstadtmetropole Bangkok und eine Weile auch Regierungssprecher. Und im Grunde sein ganzes politisches Leben, immerhin 18 Jahre lang, war er Mitglied der rechtsliberalen Demokratischen Partei (DP), Thailands traditionsreichster Partei. Jetzt hat er sich der regierenden Militärjunta angedient - die sich mit jüngeren Gesichtern, die mit einiger Erfahrung ausgestattet sind, vor den Wahlen im Februar (und damit der Rückkehr zu formell demokratischen Verhältnissen) auffrischen will.

Vor allem seine Rolle bei den Straßenprotesten 2014 machte Buddhipongse bekannt, die letzten Endes im Mai jenes Jahres zum unblutigen Putsch führte. Die Generäle führten das aus, was Buddhipongse und andere Aktivisten zuvor vergeblich versucht hatten: die Entmachtung der demokratisch gewählten Premierministerin Yingluck Shinawatra. Zeitweise agierte Buddhipongse als eine Art Sprecher der von Suthep Thaugsuban angeführten Protestbewegung, den sogenannten Gelbhemden alias Volksdemokratisches Reformkomitee (PDRC), die mit Massenkundgebungen zeitweise die Hauptstadt lahmlegten.

Zwar wurde auch er wie andere PDRC-Vorkämpfer nach der militärischen Machtergreifung wie Hunderte andere Politiker von der Junta zum »Gespräch« einbestellt, konnte aber das Militärbüro alsbald wieder verlassen. Die Nachwirkungen sind anderer Art: Die Staatsanwaltschaft nahm gegen ihn und acht andere Gelbhemden-Führer Ermittlungen auf. Offizieller Prozessbeginn vor Gericht soll dem Vernehmen nach im kommenden Jahr sein. Bis zu einer etwaigen Verurteilung stelle eine Beschäftigung des möglicherweise dann auch offiziell als Aufrührer Eingestuften aber kein Problem da, ließen hochrangige Regierungsvertreter wissen.