nd-aktuell.de / 22.09.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 8

Weiterhin zu viel Zucker in Getränken

Foodwatch kritisiert Ernährungsministerium

Berlin. Cola, Brause und viele andere Erfrischungsgetränke aus Supermärkten haben laut einer Untersuchung der Verbraucherorganisation Foodwatch immer noch einen erhöhten Zuckergehalt. Von 600 bewerteten Getränken enthielten 58 Prozent mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter, wie Foodwatch am Freitag mitteilte. Bei einer Auswertung von 463 Produkten 2016 war dies bei 59 Prozent der Fall. Für eine gesündere Ernährung müsse daher eine »Limo-Steuer« nach Vorbild Großbritanniens kommen, fordert Foodwatch. Dort wird ab der Marke von fünf Gramm Zucker seit April eine Sonderabgabe fällig. Hersteller in Deutschland hätten dagegen bisher kaum Anreize, den Zuckergehalt zu senken.

Der »Kuschelkurs« von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU), die Lebensmittelindustrie freiwillig zu einer Zuckerreduktion zu bewegen, sei zum Scheitern verurteilt, kritisierte Foodwatch. Laut der Auswertung hatten 220 der 600 untersuchten Getränke einen stark erhöhten Zuckergehalt von mehr als acht Gramm je 100 Milliliter - am höchsten war er mit durchschnittlich 8,3 Gramm bei Energy-Drinks. Süßstoffe zugesetzt waren 195 Getränken. Weder Zucker noch Süßstoffe enthielten 13 Produkte, nachdem es 2016, bei der ersten derartigen Foodwatch-Untersuchung, nur sechs waren.

Besonders kritisch sei die Zuckeraufnahme bei Kindern, so Andreas Pfeiffer, Internist an der Charité Berlin: »Kinder nehmen relativ zum Körpergewicht noch mehr Zucker mit Limonaden auf als Erwachsene.« Eine Zuckerreduktion sei nach weltweiter Erfahrung nur durch gesetzliche Maßnahmen erfolgreich.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten zuckergesüßte Getränke als eine der Hauptursachen für die Entstehung von Adipositas (Fettleibigkeit) und Typ-2-Diabetes. Aktuell sind etwa 6,7 Millionen Menschen in Deutschland an Typ-2-Diabetes erkrankt, jeder vierte Erwachsene gilt als fettleibig. Die Bundesregierung arbeitet derzeit an einer »Nationalen Strategie zur Reduktion von Zucker, Salz und Fett in Fertigprodukten«. Sie soll mit der Lebensmittelwirtschaft und dem Lebensmitteleinzelhandel auf freiwilliger Basis umgesetzt werden. Steuerliche Anreize für eine Reduzierung von Zucker, Fett und Salz lehnt die Bundesregierung bislang ab. dpa/nd