nd-aktuell.de / 22.09.2018 / Politik / Seite 2

Enttäuschter Sozialdemokrat

Personalie: Freibergs Oberbürgermeister Sven Krüger verlässt die SPD

Sebastian Bähr

Als Unterstützer der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands musste man schon lange eine große Portion Toleranz mitbringen, um Herzinfarkte, Frustrationserfahrungen und Wutanfälle zu vermeiden. Das Vorgehen der Parteispitze in der Causa Hans-Goerg Maaßen hat nun offenbar bei einigen doch eine Grenze überschritten. Neben anderen Mitgliedern verkündete so auch am Donnerstag Sven Krüger, Oberbürgermeister der sächsischen Stadt Freiberg, seinen Austritt aus der SPD. »Seit heute gehöre ich keiner Partei mehr an«, schrieb der Politiker bei Facebook. »Schaut man diese Tage nach Berlin, drückt das Wort ›Fremdschämen‹ nicht einmal ansatzweise aus, was ich derzeit empfinde.« Künftig wolle er sich als parteiloser Oberbürgermeister um die Geschicke der 42.000 Einwohner-Stadt kümmern.

Krüger verweist in seiner Erklärung auf den aus seiner Sicht ausgebliebenen aber versprochenen Neuanfang der SPD nach dem schlechten Ergebnis bei der Bundestagswahl. »Danach wurde viel diskutiert. Mehr miteinander reden, mehr auf das hören, was die Menschen und Mitglieder bewegt. Leider muss ich feststellen, dass fast nichts von dem umgesetzt wurde«, so der Politiker.

Der in der Nähe von Chemnitz geborene Krüger war zunächst als Bankkaufmann tätig, nach einem Studium stieg er zum diplomierten Betriebswirt auf. Vor zehn Jahren übernahm er den Posten als Finanzbürgermeister von Freiberg, 2015 wurde er Oberbürgermeister der Stadt. Der SPD war Krüger für fast 20 Jahre verbunden.

Innerhalb der Partei gehörte Freibergs Oberbürgermeister eher zum konservativen Flügel. In einem umstrittenen Brief an Kanzlerin Angela Merkel forderte er im April 2017 von der Bundesregierung 736.000 Euro für die Aufnahme von 1700 Flüchtlingen in den Jahren zuvor. Anfang 2018 machte Krüger erneut bundesweit Schlagzeilen, als er für Freiberg einen Zuzugsstopp für anerkannte Geflüchtete forderte. Ende August unterzeichneten Stadt und Landkreis eine Vereinbarung zur Zuzugsbeschränkung.