nd-aktuell.de / 26.09.2018 / Sport / Seite 4

Fußballprofi und Lebensretter

Personalie

Jirka Grahl

Für die Fans hierzulande war das Fußballjahr 2018 ja eher mau. Umso überraschender kam es, dass am Montagabend dennoch ein Deutscher aufs Podium der Londoner Royal Festival Hall gerufen wurde, wo der Weltverband FIFA seine Weltfußballer kürte. Ein 26-Jähriger aus Frechen im Rheinland bekam seine große Bühne: Lennart Thy, beim DFB einst U20-Nationalspieler und als Profi unter anderem für den FC St. Pauli und den SV Werder Bremen aktiv, erhielt den FIFA-Fairplay-Preis - für wahrhaft anständiges Verhalten im März dieses Jahres.

Zu diesem Zeitpunkt spielte der Mittelstürmer in der niederländischen Eredivisie für den Klub VVV Venlo, das Spitzenspiel gegen Tabellenführer PSV Eindhoven stand an, als Thy eine wichtige Entscheidung zu treffen hatte: Sollte er am Samstag mit nach Eindhoven reisen, um seiner Mannschaft zu helfen, oder sollte er sich einer Bluttransplantation unterziehen und Stammzellen spenden - für einen unbekannten Leukämiepatienten, dessen Gewebemerkmale ausgerechnet mit seinen übereinstammten und der dringend auf die Spende angewiesen war?

Thy zögerte nicht. Er sagte seinem Trainer für das Spiel in Eindhoven ab und spendete Blut. Venlo verlor das Spiel 0:3, aber die Fans beider Klubs klatschten für Thy und priesen ihn auf Spruchbändern als »SympaTHYk« und lobten ihn mit »Respekt, Thy!« Gastgeber PSV erklärte ihn später zum »Man of the match«, ohne dass er einen Fuß auf den Rasen des Philips-Stadions gesetzt hätte.

Als Thy, der jetzt in der Türkei spielt, am Montag von AC-Milan-Legende Paolo Maldini den FIFA-Preis überreicht bekam, applaudierten Superstars wie Ronaldo, Kylian Mbappé oder Luka Modrić. Thy indes zeigte auch in seiner Dankesansprache Klasse. Mit unaufgeregten Worten trat er jeglicher Verklärung seiner Blutspende entgegen: »Als ich die Chance bekam, einem Blutkrebspatienten zu helfen, war es eine Selbstverständlichkeit«, sagte Thy. »Es gab keine Wahl. Das Beste an der ganzen Sache ist, dass sich danach Tausende als Spender registrieren ließen.«