nd-aktuell.de / 26.09.2018 / Berlin / Seite 9

Rot sehen und schwarz sehen

Andreas Fritsche hält wenig von Koalitionen mit CDU und LINKE

Andreas Fritsche

Die CDU steht für den Unternehmer, der sich von seiner Hausfrau bekochen lässt und mit dem Auto zur Arbeit fährt, wo Beschäftigte zu möglichst geringen Löhnen für seinen Profit schuften, der seinen Sohn schon ab Klasse 5 aufs Gymnasium schickt und nicht möchte, dass dessen Karriere durch ein mit Schüler-Bafög gefördertes Arbeiterkind in Gefahr gerät. Die LINKE steht für die Beschäftigte, die mit dem Bus zur Frühschicht fährt und das Kind aus der Kita abholt, während ihr Mann vor seiner Nachtschicht noch das Abendessen für die Familie zubereitet. Das sind grob vereinfacht die jeweiligen Blickwinkel, aus denen diese beiden Parteien Politik machen. Dies reicht, um zu erkennen, dass es allenfalls kleine Schnittmengen gibt.

Dabei sind Fragen wie die Teilprivatisierung der Rente, die Zwei-Klassen-Medizin und Auslandseinsätze der Bundeswehr noch nicht einmal angesprochen. Aber es geht ja auch nicht gleich ums große Ganze, sondern vorerst nur um eine gleichwohl schwer vorstellbare Koalition auf Landesebene. Der märkischen CDU kann ein erstaunlich modernes Menschenbild bescheinigt werden, das berufstätige Frauen und miteinander verheiratete Männer einschließt. Dass die LINKE mit der CDU in Fragen wie Braunkohleausstieg oder innere Sicherheit versus Bürgerrechte nicht übereinstimmt, muss kein Hindernis sein. Auch mit der SPD muss sie da hart verhandeln.

Es könnte sein, dass sich SPD, CDU und LINKE zusammenraufen müssen, damit eine Landesregierung gebildet werden kann. Besser als eine Koalition wäre dann aber eine Minderheitsregierung, die sich tolerieren lässt oder mit wechselnden Mehrheiten agiert.