Cockpit ruft Ryanair-Piloten erneut zum Streik auf

Piloten wollen Angleichung an Einkünfte anderer Airlines / Ryanair hat für Freitag 150 Flüge streichen lassen

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Berlin. Der für Freitag geplante Streik bei Ryanair dürfte noch größer ausfallen. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat die in Deutschland beschäftigten Piloten des Billigfliegers am späten Mittwochabend zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Zuvor hatten schon die Flugbegleiter des irischen Konzerns in Spanien, Portugal, Italien, den Niederlanden und Belgien einen Streik angekündigt. Beide Berufsgruppen fordern höhere Gehälter und neu strukturierte Arbeitsverhältnisse, etwa planbarere Einsatzzeiten. Am Donnerstag will die Gewerkschaft Verdi verkünden, ob sich auch die deutschen Flugbegleiter dem Streik anschließen.

Ryanair hat wegen angekündigter Streiks für Freitag europaweit bereits 150 Flüge abgesagt, darunter nach Informationen aus Luftfahrtkreisen bereits auch einige Flüge in Berlin-Schönefeld.

Die Vereinigung Cockpit teilte mit, der Streik solle von Freitag 03:01 Uhr bis Samstag 02:59 Uhr dauern. Betroffen seien alle Verbindungen, die in dieser Zeit aus Deutschland abfliegen sollen. Die Gewerkschaft begründete ihren Aufruf damit, dass auch seit dem letzten Arbeitskampf am 12. September kein verbessertes Angebot gemacht worden sei. Zudem sei bislang keine Schlichtungsvereinbarung zwischen Ryanair und der Vereinigung Cockpit erzielt worden.

Die Tarifkommission der Dienstleistungsgewerkschaft hatte sich zwar schon für den zweiten Streik ausgesprochen - nach einem ersten am 12. September. Man wolle aber noch einmal mit den Mitgliedern darüber beraten, sagte Verhandlungsführerin Mira Neumaier am Mittwoch in Berlin. Nach wie vor gebe es von Ryanair »massive Einschüchterungen« der Betroffenen, zum Beispiel die Drohung mit Kündigungen oder Versetzung an andere Standorte in Europa.

Das jüngste Entgeltangebot nannte Neumaier unzureichend. Es enthalte für einen Zeitraum von vier Jahren drei Erhöhungen des monatlichen Basisgehalts um jeweils 40 bis 60 Euro - abhängig von der Stellung in der Crew. Im vierten Jahr solle es keine Steigerung geben. Für die gut 600 Leiharbeitnehmer unter den 1000 Flugbegleitern bei Ryanair in Deutschland hätten die Arbeitgeber kein neues Angebot vorgelegt.

Das Angebot entspreche in etwa einem Inflationsausgleich, sagte Neumaier. Verdi strebe aber eine spürbare Annäherung an das Gehaltsniveau vergleichbarer Billig-Fluggesellschaften an. Unabhängig von der Streikentscheidung plant Verdi für Freitag Kundgebungen an den größten deutschen Ryanair-Basen in Frankfurt und Berlin-Schönefeld.

Ryanair-Kommunikationschef Robin Kiely sprach von »unnötigen Streiks am Freitag, die wir mit aller Kraft zu vermeiden versucht haben«. Die Fluggesellschaft sieht sich seit Monaten wiederholter und teils koordinierter Ausstände sowohl der Piloten als auch der Flugbegleiter in verschiedenen europäischen Ländern ausgesetzt. Das Personal will neben höheren Löhne bessere Arbeitsbedingungen nach dem jeweiligen nationalen Recht erreichen. Ryanair schließt bislang überall Arbeitsverträge nach irischem Recht ab.

Die EU-Kommission ermahnte Ryanair-Chef Michael O'Leary, Arbeitsgesetze einzuhalten. »Die Einhaltung von EU-Gesetzen ist nicht etwas, über das Angestellte verhandeln müssen, und es kann nicht von Land zu Land unterschiedlich gehandhabt werden«, sagte die zuständige Kommissarin Marianne Thyssen nach einem Treffen mit O'Leary in Brüssel. Sie habe dies ihm gegenüber klar gemacht. Der Europäische Gerichtshof habe die Regeln klargestellt, fügte die Kommission hinzu: »Es ist nun an dem Unternehmen, sie anzuwenden und zu Ortsverträgen überzugehen.« dpa/nd

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