nd-aktuell.de / 28.09.2018 / Politik / Seite 4

Nicht unterzukriegen

Personalie

Alexander Isele

Die Klatschpresse in Spanien und Frankreich war sich einig: Als »Paar des Sommers« bezeichneten sie die Blätter die Liasion zwischen Manuel Valls, Ex-Premier unter Präsident François Hollande, und Susana Gallardo, katalanische Geschäftsfrau, steinreiche Industrieerbin und wütende Kämpferin gegen die Separatistenbewegung in Katalonien. Diese Woche verkündete Valls, dass er für das Amt des Bürgermeisters in Barcelona kandidieren will.

Selten war ein Politiker so in Ungnade gefallen wie Valls in Frankreich. Als Innenminister agierte er in der sozialistischen Regierung wie ein knallharter Konservativer, als Regierungschef gab er sich autoritär. Die Partei wirft ihm vor, seinen Ziehvater Hollande verraten zu haben. Bei den Vorwahlen zur Präsidentschaftskandidatur scheiterte der mittlerweile 56-Jährige kläglich, die PS schmiss ihn raus, nur knapp schaffte er es als Parteiloser ins Parlament. Im vergangenen Jahr versuchte er sich der Bewegung En Marché von Präsident Emmanuel Macron anzuschließen, wurde aber zunächst abgewiesen. Erst während einer kurzen Beziehung zu einer Abgeordneten der Bewegung durfte er doch eintreten. In Frankreich wird er wohl nie mehr über die Rolle des Hinterbänklers hinauszukommen.

Aber es gibt ja noch andere Länder. Valls wurde 1962 als Sohn einer Schweizerin und eines Spaniers in Barcelona geboren. Erst 1982 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft. »Mein Vater hat 1949 Barcelona verlassen, aber er hat nie auf seine Muttersprache und seine Kultur verzichtet«, betonte Valls am Dienstag in Barcelone, wo er seine Kandidatur verkündete - erst auf katalanisch, dann auf spanisch. Valls, der sich für die Einheit Spaniens ausspricht, will für die Liberalen der Bürgerpartei Ciudadanos antreten. Die haben allerdings mit ihrem Rechtsruck und ihren Hasstiraden gegen die Separatisten viele Katalanen verprellt. Dass sich Valls bei der Wahl im Mai gegen die beliebte Bürgermeisterin Ada Colau durchsetzt, daran glauben wenige. Aber es gibt ja noch Posten in Bern zu vergeben.