»Der Tisch ist reich gedeckt«

Unterirdischer Bunker in der Colbitz-Letzlinger Heide beherbergt seltene Fledermausarten

  • Wolfgang Benndorf, Colbitz
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein früherer Munitionsbunker der Sowjetarmee in der Colbitz-Letzlinger Heide ist zum Domizil für seltene Fledermausarten geworden. Die artgerechte Behausung für die Flattertiere wurde von Menschenhand geschaffen. »Vermieter« ist die Bundeswehr, Bauherr die Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalts, um die Betreuung kümmert sich die untere Naturschutzbehörde des Landkreises. Für das Umfeld ist der Bundesforstbetrieb zuständig.

»Kurios aber wirkungsvoll«, nennt Stefan Kauert das Objekt. Die Tiere hätten das Ende 2016 geschaffene Quartier sofort angenommen, freut sich der Bauleiter der A14-Nordverlängerung, die wenige Kilometer entfernt Gestalt annimmt. Die Idee zur Umnutzung des Bunkers sei bei den Planungen für die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen durch die Straßenbaubehörde entstanden. Baukosten für die Fledermausvilla: 34 000 Euro. Der Bunker besteht aus mehreren Räumen. Die sanierte Gesamtfläche beträgt 170 Quadratmeter. Eingebaut wurden Hangplätze für die Tiere, eine Luftbefeuchtungsanlage sowie Ein- und Ausflugsschlitze.

»Rauhaut-, Mücken-, Fransenfledermaus und Kleines Mausohr«, zählt Forstrevierleiter Holger Wille einige der streng geschützten Arten auf, die im Bunker ein Winterquartier gefunden haben. Das Gelände ist für die Öffentlichkeit tabu, die scheuen Tiere bleiben ungestört. Und: »Der Tisch ist für die Tiere reich gedeckt«, weiß Wille. Viele Insekten und Käfer tummeln sich im Wald.

In der gesamten Colbitz-Letzlinger Heide hat sich im Schatten jahrzehntelanger militärischer Nutzung eine einmalige Flora und Fauna entwickelt. Viele bedrohte Tierarten finden hier trotz laufenden Übungsbetriebes einen Rückzugsort. Nicht nur Wolf und Wildkatze streifen über das Gelände, auch selten gewordene Vogelarten wie Wiedehopf und Steinmätzer gibt es. Allein 850 Käferarten sind in Eichen zu finden, in Buchen kann man nach 650 Arten suchen. Hinzu kommen Insekten, Schmetterlinge, Reptilien und anderes Getier. »Die Bandbreite der Natur ist auf diesem Areal besonders groß«, sagt Rainer Aumann, Leiter des Bundesforstbetriebes Nördliches Sachsen-Anhalt, zu dem die Heide gehört. Weite Teile seien als Europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen. dpa/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal