An vielen Schulen zumindest im ländlichen Raum wird politisch Brisantes seit Jahr und Tag kaum thematisiert. Und wenn Schüler rechte Hetze verbreiten, wird das erschreckend selten von Lehrern kommentiert oder gar zur Diskussion gestellt. In Hamburg hat die AfD vor drei Wochen die Onlineplattform »Neutrale Schule« installiert.
Schüler und Eltern wurden aufgefordert, dort Pädagogen anzuscheißen, die vermeintlich gegen ihre Pflicht zur politischen Neutralität verstoßen - von der etliche AfDler glauben, diese verbiete Kritik an ihrer Partei und das Vertreten antifaschistischer oder auch nur liberal-demokratischer Positionen. Jetzt will die AfD in mindestens neun Bundesländern ähnliche Denunziationstools freischalten. Man kann hoffen, dass die Sache wie in Hamburg zum Eigentor für die rechte Partei wird.
In der Hansestadt wurde die Webseite mit Pizzabestellungen, Porno-Links und Kontaktanzeigen geflutet. Doch in etlichen »national befreiten Zonen« in Ost und West könnten sich die Plattformen doch noch zum Einschüchterungsinstrument mausern. Viele Lehrer und Kommunalpolitiker haben längst leidvolle Erfahrungen mit Psychoterror und massiven Drohungen. Den Rechten die Hoheit über die Stammtische zu entreißen, wird in vielen Regionen dieses durch 30 Jahre neoliberalen Sozialabbau gespaltenen Landes schwierig.