Felsen, Strände und Schildkröten

Die Seychellen kommen dem Paradies auf Erden ziemlich nahe.

  • Michael Juhran
  • Lesedauer: 5 Min.

Tropisches Flair, türkisblaues Wasser, feinsandige Strände, umrahmt von prächtigen Granitfelsen. Die Seychellen kommen dem Traum vom Paradies sehr nahe. Am besten lässt sich die exotische Inselwelt mit einem Katamaran erkunden.

Die Sonne strahlt, Luft und Wasser zeigen 27 Grad an und in den Straßen der Inselhauptstadt Victoria zaubert rhythmische Sega-Musik ein Lächeln auf die Gesichter der Einheimischen und Gäste. Willkommen auf den Seychellen! Schnell nimmt das Flair der Hauptinsel Mahé jeden Besucher gefangen. Man spürt, wie sich Gelassenheit breit macht, wie sich Alltagsstress und Sorgen plötzlich in der schwülwarmen Luft auflösen.

Victoria ist die wohl quirligste Gegend des Inselreiches, dessen 115 Inseln sich auf ein Seegebiet von über 400 000 Quadratkilometern verstreuen. Rund ein Drittel der 93 000 Bewohner der Seychellen lebt in der Inselhauptstadt. Der Selwyn Clarke Markt inmitten der Stadt ist ein großartiger Ort, um sich auf das Savoir-vivre der Seychellois einzustellen. Es geht geschäftig zu, aber von Hektik keine Spur. Selbst wer nur ein Foto will, wird bedient. Der Fischhändler hebt seine prächtigsten Exemplare in die Höhe, die Gewürzhändlerin posiert mit Zimtstangen oder Muskatnüssen, der Kokosnussverkäufer steckt eine Frangipani-Blüte neben den Trinkhalm, damit das Motiv bunter wird.

In und rund um Victoria lässt sich neben den verlockenden Traumstränden viel entdecken. Katholische Kirchen und Hindutempel künden von der tiefen Religiosität der Bewohner. Im Südosten Victorias liefern Bauern Zuckerrohr an, das Francis Mondon und sein kleines Team in ihrer Destillerie in köstlichen Takamaka-Rum verwandeln. Zehn Autominuten später trifft man auf eine wunderbare, von Micheline Georges gehegte Gartenanlage, die die Gewürzpflanzen der Seychellen vereint. Vanille, Pfeffer, Zimt, Zitronengras, Gewürznelken, Muskatnüsse, gemischt mit wildem Ingwer und wilder Ananas sowie Frangipani bilden im »Jardin de Roi« einen Mikrokosmos voller Farben und Aromen.

Nicht weit von diesem Garten Eden entfernt, liegt auch die Eden-Marina, von der viele der Minikreuzfahrten durch die innere Inselwelt der Seychellen starten. Skipper Dan und seine dreiköpfige Crew begrüßen eine kleine Reisegruppe aus Deutschland an Bord ihres Katamarans »Gauguin«. Mit 260 PS Motorkraft manövriert Dan lässig mit dem Fuß am Steuerrad das 24 Meter lange Boot aus dem Jachthafen, bevor er das über 300 Quadratmeter große Segel hisst. Die »Gauguin« mit ihren zwölf Doppelkabinen ist das Zuhause für ihre elf Gäste in den nächsten Tagen.

Dan ist seit mehr als 20 Jahren auf See unterwegs, kennt nahezu alle Inseln, und man merkt ihm an, dass er sich an Bord so richtig wohlfühlt. »Das ist meine Welt«, meint er und man kann ihn verstehen, wenn neben dem Boot die ersten Delfine auftauchen, Möven und Fregattvögel über ihm kreisen und hin und wieder eine Meeresschildkröte ihren Hals aus dem Nass reckt. Seine Gäste machen es sich mit Sonnenschutzfaktor 50 unter dem Segel gemütlich, bis eine Bikinischönheit einen Bonito an der Angel aus den Fluten zieht. Das Abendessen ist gesichert, und wenig später rufen Koch Mehdy und Hostess Wendy zum Dinner mit Bonito-Ceviche, Lammcurry und knackigem Salat.

Nach vierstündiger Fahrt ist der von bizarren Granitfelsen umgebene Strand von Anse Lazio auf Praslin erreicht. Das warme Wasser lädt zu einem abendlichen Bad ein, bevor die Sonne Abschied nimmt. Zu verlockend ist später der hell erleuchtete Sternenhimmel, so dass es nur wenige Reisende zur Nachtruhe von ihren Aussichtsplätzen auf dem Deck in die Kabinen zieht.

Praslin, die zweitgrößte Seychelleninsel, wartet nicht nur mit wunderbaren Stränden auf. Im Nationalpark des Vallée de Mai begegnet man auch den nur hier und auf Curieuse ursprünglich wachsenden Seychellenpalmen mit den größten Samen der Pflanzenwelt unserer Erde, den Coco de Mer. Bis zu 45 Kilogramm können die Früchte der weiblichen Palme wiegen.

Vor der Küste Praslins macht Dan einen Abstecher zur Insel Curieuse, auf der rund 300 Riesenschildkröten leben, deren Art bereits zu Saurierzeiten unsere Erde bevölkerte. Stundenlang könnte man den tapsigen urzeitlichen Gesellen zusehen, wie sie bedächtig durch den für sie reservierten Teil des Curieuse Marine National Park ziehen und dabei genüsslich die von Tagesgästen mitgebrachten Bananen verzehren.

Auf der Weiterfahrt zur Insel La Digue begleiten fliegende Fische den Katamaran. Dan legt vor der Miniinsel St. Pierre einen Zwischenstopp zum Schnorcheln ein. Leider hat eine überdurchschnittliche Erwärmung des Oberflächenwassers auch hier im vergangenen Jahr die bunte Korallenwelt zerstört, die sich nun aber zaghaft zu erholen scheint. Umso mehr überrascht die Vielfalt der Fischpopulationen. Falter- und Lippenfische, Napoleon-, Fledermaus- und Doktorfische, ja sogar Rochen schwirren um die wenigen Schnorchler herum.

Auf La Digue lassen sich per Drahtesel die schönsten Strände erreichen. Von Palmen, dichter Vegetation und majestätischen Felsen umsäumt, bietet Grand Anse, eine traumhafte Kulisse. Der Strand von Anse Source d’Argent gehört heute zu den weltweit meistfotografierten Stränden. Doch wer hier wie im Paradies nur auf Adam und Eva zu treffen hofft, muss sehr früh unterwegs sein. Oder gegen sechs Uhr abends, wenn die Sonne untergeht und die Bucht in goldenes Licht taucht.

Infos

Seychelles Tourist Board: Tel.: (069) 297 207 89 www.seychelles.travel
Achttägige Minicruise per Katamaran: www.vpm-yachtcharter.com

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