nd-aktuell.de / 18.10.2018 / Brandenburg / Seite 12

Die AfD im Wolfspelz

Cottbus. Mit einer Mahnwache auf dem Cottbuser Altmarkt will der Bildhauer Rainer Opolka gegen Gewalt und Hass demonstrieren. Am Mittwoch wurden vier Wolfsplastiken aus Bronze sowie Infotafeln auf dem zentralen Platz in der Innenstadt aufgestellt.

Der Bildhauer zeigte seine Wölfe, von denen er noch mehr hat, schon in einigen Städten, zuletzt vor dem Karl-Marx-Monument in Chemnitz. Hintergrund dort ist gewesen, dass der gewaltsame Tod eines 35-Jährigen im August zu einer Reihe ausländerfeindlicher Proteste und zu Demonstrationen rechter Gruppierungen geführt hatte.

Die Mahnwache in Cottbus richtet Opolka gegen eine nach seinen Angaben zunehmende Radikalisierung in der AfD. Die Partei steht unter Druck, weil der Verfassungsschutz Material sammelt, um voraussichtlich noch in diesem Jahr über ihre Beobachtung zu entscheiden.

Am Wochenende hatte der als gewiefter Taktiker bekannte AfD-Bundesvorsitzende Alexander Gauland bei einem Landesparteitag in Brandenburg/Havel für einen klaren Trennungsstrich zu Neonazis ausgesprochen. Er sagte: »Wir müssen uns von Menschen fernhalten, die uns mit Nationalsozialismus überziehen wollen. Nazis gehören nicht in diese Partei.«

Allerdings hat er bisher immer wieder den AfD-Politiker Björn Höcke in Schutz genommen, obwohl dieser Dinge sagte wie: »Wir brauchen nichts weniger als eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad.« Selbst hatte Gauland die zwölf Jahre Nazidiktatur als einen »Vogelschiss« in »1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte« bezeichnet. Bei Aufmärschen in Dresden, Chemnitz und Cottbus laufen AfD-Funktionäre gemeinsam mit Neonazis.

Der Investigativjournalist Olaf Sundermeyer schätzte in seinem kürzlich erschienenen Buch »Gauland - Die Rache des alten Mannes« ein, dass der Bundesvorsitzende selbst kein Rechtsextremist sei, sich aber durch sein Umfeld in der Partei zunehmend radikalisiere und Teile des rechten Milieus in seine Bewegung einzubinden versuche.

In der Vergangenheit hat bei den innerparteilichen Machtkämpfen und Richtungsstreits immer der jeweils weiter rechts stehende Flügel gewonnen und die in dem Moment noch vergleichsweise moderaten Politiker wurden abgesetzt, erst Bernd Lucke, dann Frauke Petry. Gauland konnte sich nach Überzeugung von Sundermeyer halten, weil er die Stimmungen erfühlte und sich nicht gegen die rechten Tendenzen stemmte.

In Cottbus reden AfD-Politiker regelmäßig bei den Kundgebungen des asylfeindlichen Vereins »Zukunft Heimat«, bei dem auch der rechte Verleger Götz Kubitschek und Pegida-Gründer Lutz Bachmann auftreten. dpa/nd