nd-aktuell.de / 18.10.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Google Maps nicht gratis für Hersteller

US-Konzern reagiert auf Vorgaben aus Brüssel

Mountain View. Google ändert nach der EU-Rekordstrafe sein Geschäftsmodell beim dominierenden Smartphonebetriebssystem Android und lässt Hersteller erstmals für die Apps des Internetkonzerns in Europa bezahlen. Bisher konnten sie Anwendungen wie Googles Karten oder den Play Store kostenlos auf ihren Geräten vorinstallieren - waren dafür aber an Bedingungen gebunden, die aus Sicht der EU-Kommission den Wettbewerb verzerrten.

Google machte keine Angaben zur Höhe der Lizenzgebühren. Insofern ist auch schwer einzuschätzen, ob das neue Bezahlmodell die Preise für Android-Smartphones steigen lassen wird - oder die Hersteller in dem extrem umkämpften Markt die höheren Kosten auffangen, statt sie an Verbraucher weiterzureichen. Es könnte auch sein, dass die Smartphonehersteller auf die Vorinstallation bestimmter Google-Anwendungen verzichten. Das Android-Betriebssystem selbst sollen die Hersteller weiterhin kostenlos bekommen, betonte Google am Dienstag. Android-Geräte haben einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent beim Smartphoneabsatz.

Der Internetkonzern präsentierte auch andere Maßnahmen, die den Brüsseler Vorwurf eines unfairen Wettbewerbs ausräumen sollen. Unter anderem werden Gerätehersteller künftig Google-Dienste wie digitale Karten auch ohne die App für die Google-Internetsuche oder den Webbrowser Chrome installieren können. Das war eine zentrale Forderung der EU-Wettbewerbshüter. Sie sahen in der Zwangsbündelung aller Google-Apps einen Versuch, die Dominanz des Konzerns bei der Internetsuche auf dem PC auch auf Smartphones zu übertragen.

EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hatte den Konzern im Juli mit einer Strafe von 4,34 Milliarden Euro belegt. Während der von Google in der vergangenen Woche eingereichte Widerspruch jahrelang durch die Gerichtsinstanzen gehen kann, muss der Konzern die Forderungen der EU-Kommission in Europa schon jetzt umsetzen. Google verdient sein Geld vor allem mit Werbeeinnahmen im Umfeld der Websuche. Daher wollte der Konzern seine Apps wie Maps oder GMail nur in einem Umfeld platzieren, in dem auch diese Werbefinanzierung gesichert ist. dpa/nd