nd-aktuell.de / 01.11.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 10

Mr. Bitcoin

Personalie: Wer ist Satoshi Nakamoto, der vor zehn Jahren den Bitcoin erfand?

Kurt Stenger

Auch die Großbanken sind längst ins Geschäft mit virtuellen Währen eingestiegen. Gerade eben hat Goldman Sachs 15 Millionen Dollar in ein Start-up investiert, das für Unternehmen Wallets betreibt. Das ist eine Software, die wie ein digitaler Schlüsselbund den Zugang zum System der Kryptowährungen ermöglicht.

Was Satoshi Nakamoto, der Erfinder des Bitcoins, zu dieser Entwicklung sagt, ist unbekannt. Nach wie vor weiß man nicht, wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt. Sicher ist nur, dass unter diesem Namen am 1. November 2008 das Gründungsdokument der virtuellen Währungen veröffentlicht wurde. Als das White Paper erschien, stand das Finanzsystem nach der Lehman-Brothers-Pleite am Rande des Zusammenbruchs. Es gab viel Kritik an den Zentralbanken, die mit irrwitzigen Summen um sich warfen, um die Zombiebanken zu stabilisieren. Beim Bitcoin laufen, wie Nakamoto erläuterte, die Geldgeschäfte zwischen den Rechnern der Nutzer, ohne dass es noch den Dritten im Bunde bräuchte: die Bank. Das Bezahlsystem basiert nicht auf Vertrauen, sondern auf »kryptographischem Nachweis«. Das erklärt, warum Nakamoto zum Schrecken der Bankenwelt und staatlichen Geldkontrolleure mutierte, obwohl das White Paper kein politisches Statement war, sondern technische Erläuterungen enthielt.

Der Verfasser ist also ein erfinderischer Computernerd oder eine Gruppe von IT-Spezialisten. Über die Jahre wurden immer wieder Informatiker oder Softwareentwickler als der echte Satoshi Nakamoto genannt, doch es gibt bis heute keine Gewissheit. Nakamoto hörte 2010 auch auf zu bloggen, vermutlich, um keine Spuren mehr zu legen.

Doch die Saat ist längst aufgegangen. Heute gibt es mehrere hundert Kryptowährungen. Viele Internethändler akzeptieren Bitcoin & Co. als Zahlungsmittel. Und an die Technik der Blockchain, einer verschlüsselten Datenbank, wagen sich allmählich Industriekonzerne und Banken. Den Wirtschaftsnobelpreis, den ihm manche gönnen, wird Nakamoto aber nicht bekommen: Dazu müsste er die Anonymität aufgeben.