nd-aktuell.de / 01.12.2018 / Kultur / Seite 55

Keiner will’s gewesen sein

Eine Geschichte von Doreen Mechsner für kleine freche Kobolde

Samuela Nickel

Lilo ist ein lustiges kleines Mädchen mit einer riesengroßen Persönlichkeit. Zusammen mit ihrer frechen Schwester Lotte drängt es sie, schon seit sie ganz klein war, nach Selbstbestimmung. Im Kinderbuch »Lilo und die Dubties« erzählt Doreen Mechsner von Lilos aufgeweckten Abenteuern und verschweigt auch nicht, dass dabei auch ganz schön viel Unfug dabei herauskommt.

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Doreen Mechsner: Lilo und die Dubties. Rambazamba im Hühnerhaus.
Umland Verlag, 142 S., geb., 15 €.

Tatsächlich kann Lilo aber gar nichts für die tagtäglichen Unsinnigkeiten, die zu Hause passieren. Knete in der Steckdose, vollgekritzelte Wände und Zahnpasta auf der Türklinke - überall treiben die Dubties ihr Unwesen. Denn niemand anderes will’s gewesen sein: Lilo nicht und auch nicht ihre Geschwister Lotte, Rike und Oskar. An die kleinen Monster glaubt aber nur Lilo und wird immer wieder für die Streiche der Kobolde verantwortlich gemacht. Die Sechsjährige soll nach den Ferien in die Schule kommen. Aber sogar im Urlaub, weit weg von zu Hause, geben die Dubties keine Ruhe: Als ein gekritzeltes »Lilo« plötzlich auf einem Kissen auftaucht, gerät auf einmal alles durcheinander …

Die Dubties waren’s, weiß Lilo. Doch wo kommen diese Wichte denn auf einmal? Die sind wohl aus ihrem Lesebuch herausgeklettert. Immer kriegt aber Lilo die Schuld. Das findet sie ungerecht, und lange hält sie das auch nicht mehr aus. Weil keiner ihr glauben will, rennt sie einfach weg, allein in den Wald hinein und versteckt sich im Hühnerhaus der Tante.

Lilo macht sich auf die Suche nach den Wichten, die so groß sind wie ihr kleiner Finger, mal regenbogengestreift, mal blumenübersät. Als sie dann auf die Minitrolle trifft, kann sie ihnen endlich sagen, was sie von ihren blöden Abenteuern hält, die ihr so den Urlaub vermiesen. Verstehen können die Dubties das gar nicht! Denn wo auch immer sie auftauchen, sorgen sie doch ordentlich für Stimmung und vertreiben die fiese Langeweile, über die sich alle die ganze Zeit beschweren. Dabei helfen sie Lilo sogar noch, wo sie nur können: Als der Papa meinte, Lilo übe nicht genug Schreibschrift, haben sie einfach für Lilo die Schreibschrift an der Wand geübt.

Mit den Dubties erleben Lilo und ihre Familie noch so einige Abenteuer. Die kleinen Geschichten, die in dem Buch erzählt werden, kennt jeder. Das ist nicht zufällig so: Es sind wahre kleine Beobachtungen aus dem Familienalltag der Autorin Doreen Mechsner. Für Eltern ist es nicht immer leicht, mit Kindern umzugehen, die es faustdick hinter den Ohren haben. Gemeinsam mit ihrer Familie jedoch hat Doreen Mechsner einen Weg gefunden: Indem sie zusammen Geschichten erfinden. Geschichten, in denen es um genau solche Kinder wie Lotte und Lilo und genau solche Eltern wie ihre Eltern geht.

Eigentlich brauchte die Autorin all das gar nicht zu erfinden, sondern nur aufzusammeln, weiterzuspinnen, aufzuschreiben - und natürlich vorzulesen. Oft war dann das Pro-blem, aus dem die Geschichte am Anfang entstanden war, plötzlich nur noch ganz klein, und die Familie konnte gemeinsam darüber schmunzeln.

Der Band ist im Umland-Verlag erschienen, dem eigenen Verlag der Lerntherapeutin Doreen Mechsner. Als sie 2012 ihr erstes Buch schrieb, entschloss sie sich, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen: Den Verlag gibt es nun seit gut einem Jahr, und es ist dort auch der Band »Wege« erschienen, in dem sich die Autorin 18 verschiedenen Leben nähert.