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Lügen haben lange Beine

denkspiel mit Mike Mlynar

  • Mike Mlynar
  • Lesedauer: 3 Min.

»Nichts ist so fein gesponnen, die Sonne bringt es an den Tag«. In einer Ballade sah Adelbert von Chamisso einst mit dieser Gewissheit die Macht der Wahrheit über die der Lüge letztlich triumphieren. Doch mit dem Manne war da, ähnlich vielen Denker- und Dichterkollegen, die romantische Sehnsucht seiner Zeit durchgegangen. Lügen haben nicht kurze, sondern lange Beine. Leider.

Wie lang die sind, hat der forsche Kölner Erzbischof Woelki gerade - womit wir mitten in der Vorweihnachtszeit wären - in einem Wort zum 1. Advent deutlich gemacht. Heute lüge ein US-Präsident sogar im Amt, dass sich die Balken bögen. Aber er sei damit, so Woelki weiter, nicht etwa der Erfinder derartiger Amoral. Gegen solche habe bereits 700 Jahre vor der Geburt Jesus der Prophet Jesaja gewettert: »Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen. Wehe denen, die aus der Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen!« (Jesaja 5, 20)

Dass seither dennoch immer weiter gelogen wurde und wird, dass sich die sprichwörtlichen Balken biegen, kann eigentlich nur daran liegen, dass zu lügen mehr Erfolg als Ärger einbringt. Und zwar in der Summe gesehen in allen Lebenslagen. Egal ob als Voll- oder Halblüge, ob changiert als Unwahrheit oder verniedlicht als Irrtum, Not- oder Gelegenheitslüge. Die Sache hat also Kalkül, und das nicht nur auf Seiten der Lügner. Die nackte Wahrheit wollen viele lieber gar nicht wissen, ist sich der US-Psychologieprofessor Robert Feldmann sicher. Wer stets unverblümt die Wahrheit sagt, sei meist unbeliebt, registriert er nach jahrelangen Labor- und Feldstudien. Wie dagegen andersherum viel eher Freude aufkomme, hat einmal ein großer Soziologiekollege von ihm wahrlich eindringlich abgehandelt. Nämlich Alphons Silbermann in seinem Büchlein »Von der Kunst der Arschkriecherei«.

Ehe wir aber nun auf unsere heutigen beiden - natürlich - Lügenrätsel kommen, sei unbedingt noch auf einen heiklen wie beruhigenden Lügenaspekt verwiesen, den Superhirn Friedrich Nietzsche so notierte: »Die gewöhnlichste Lüge ist die, mit der man sich selbst belügt; das Belügen anderer ist demgegenüber relativ der Ausnahmefall.«

Etwas leichter: Bea, Mareike, Stefka und Amanda spielen »Wer ist wer?« Bea geht raus, weil sie mit dem Raten dran ist. Die anderen geben sich schnell ein neues Spiel-Ich: Mareike ist die beständige Ehrlichkeit, Stefka notorische Lügnerin, Amanda Diplomatin, also mal so, mal so. Bea kommt rein und fragt jede der Drei, die da nebeneinander sitzen: »Welches Ich sitzt in der Mitte?« Links antwortet: »Dort sitzt Ehrlichkeit.« Mitte antwortet: »Hier sitzt Lüge«. Rechts antwortet: »Da sitzt Diplomatie«. - Wo sitzt was und wer?

Ziemlich schwer: Alex bestätigt, dass er zum Training kommt. Ben versichert, dass er den neuen Ball mitbringt. Chris klagt, dass er Kopfweh hat. Genau einer von den Dreien lügt - wer ist es? Dazu muss man wissen: Alex sagt, wenn Chris schwindelt, sagt Ben die Wahrheit. Ben sagt, entweder lügt Alex oder Chris. Chris sagt, wenn Ben schwindelt, dann sagt Alex die Wahrheit. - Wer von den Dreien sagt die Wahrheit?

Antworten an spielplatz @nd-online.de oder per Post (Kennwort »Denkspiel«). Einsendeschluss: Mittwoch, der 12. Dezember. Absender nicht vergessen, denn wir verlosen zwei Buchpreise separat für die richtigen Antworten auf beide Fragen. Auch Einzeleinsendungen sind möglich.

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