nd-aktuell.de / 22.12.2018 / Kommentare / Seite 8

Rückzug leicht verständlich

Mit einem Brief verabschiedet sich James Mattis aus der Trump-Regierung, der dem Präsidenten häufiger widersprochen hat.

Alexander Isele

Donald Trump brüstete sich am Anfang seiner Präsidentschaft in den USA damit, viele hochrangige Militärs für sein Kabinett gewonnen zu haben. Am Donnerstagabend reichte nun der letzte Verbliebene von ihnen seinen Rücktritt ein: Verteidigungsminister James Mattis schrieb in einem Brief an Trump, dass er dem Land gerne gedient habe, aber dass Trump das Recht habe, einen Minister im Pentagon zu haben, dessen Ansichten mehr mit denen des Präsidenten übereinstimmten.

Am Mittwoch hatte Trump auf Twitter den angeblichen Sieg über den »Islamischen Staat« (IS) und damit den Rückzug der 2000 US-amerikanischen Soldaten aus Syrien verkündet, die gemeinsam mit überwiegend kurdischen Truppen gegen den IS gekämpft haben. Tags darauf verkündete Trump auch, die Hälfte der US-Soldaten aus Afghanistan abzuziehen. Die Entscheidungen werden in den USA parteiübergreifend kritisiert, nicht wenige beklagen, dass das Land die kurdischen Verbündeten im Stich lässt und den nun erwarteten Angriffen durch Assad-Truppen und die türkische Armee ausliefert. Der ehemalige Vier-Sterne-General Mattis, der in seiner militärischen Laufbahn den höchsten Posten in der Kommandostruktur der NATO innehatte sowie als Kommandeur zuständig für Truppen in Irak und Afghanistan war, kritisierte in seinem Schreiben, dass die USA ihre Interessen nicht absichern könnten, ohne starke Allianzen zu halten »und den Alliierten Respekt zu zollen«.

Der 68-jährige Mattis, den Trump anfangs öfter wohlwollend mit dessen Spitznamen »Mad Dog« (»Verrückter Hund«) angesprochen hatte, gilt als letzter im Kabinett, der dem Präsidenten noch widersprochen habe. Der Verteidigungsminister habe dem leseunwilligen Präsidenten mit leicht verständlichen Karten und Grafiken zu erklären versucht, warum manche von dessen Entscheidungen den Interessen der USA entgegenstünden. Dabei soll es oft zum Streit zwischen den beiden gekommen sein. Zuletzt sollen sie gar nicht mehr miteinander geredet haben.