nd-aktuell.de / 26.01.2019 / nd-Commune / Seite 36

Rendezvous mit der Königin des Winters

nd-Leserreise führt am 8. März nach Pillnitz und Zuschendorf zur Kamelienblüte

Heidi Diehl

Noch ist es draußen grau und kalt, die Sehnsucht nach dem Frühling und seinen bunten blühenden Boten aber wächst von Tag zu Tag. Wenn auch Sie meinen, es nicht länger aushalten zu können, bis die Natur erwacht, dann begleiten Sie mich doch einfach nach Pillnitz und Zuschendorf. Wann? Am 8. März, dem Internationalen Frauentag natürlich. Lassen Sie uns das Rendezvous mit der Kamelie, der Königin des Winters, gemeinsam erleben.

Wussten Sie eigentlich, dass seit über 200 Jahren in Sachsen Kamelien gezüchtet werden? König Friedrich August dem Gerechten (1750-1827) verdanken wir es, dass sich die Region rund um Dresden zu einer Hochburg der Kamelien entwickelte. Als Politiker hatte er kein glückliches Händchen, als »Botaniker auf dem Thron«, wie viele ihn bezeichnen, dafür umso mehr. Er sammelte Pflanzen, gründete den Botanischen Garten Dresden und ließ seinem Hofgärtner Johann Heinrich Seidel, bei dem 1792 die erste Kamelie blühte, größte Freiräume. Die von Seidel begonnene Zucht wurde später von seinem jüngsten Sohn Jakob Friedrich fortgeführt. So erfolgreich, dass dieser als »Kamelienseidel« in die Geschichte einging.

Auch die berühmte Pillnitzer Kamelie, der wir auf unserer gemeinsamen Tour die Referenz erweisen werden, kam in der Zeit des »Botanikers auf dem Thron« nach Dresden. Man vermutet, dass Peter Thunberg, ein schwedischer Botaniker, sie 1776 als eine von vier Pflanzen von einer Japanreise mitbrachte. Während von den drei anderen, die nach Hannover, Kew bei London und Schönbrunn gekommen sein sollen, heute jede Spur fehlt, erfreut sich die Pillnitzer bester Gesundheit. Sie steht noch immer an jener Stelle im Schlosspark, an die sie Hofgärtner Terscheck 1801 pflanzte. Von Anfang an bekam sie im Winter einen dicken »Mantel« gegen den Frost - erst aus Stroh und Bastmatten, später ein Holzhaus, seit 1992 ein fahrbares computergesteuertes 16-eckiges Glashaus, das in der warmen Jahreszeit auf Schienen weggerollt wird.

Die mit über 250 Jahren älteste und größte Kamelie Europas nördlich der Alpen hat mittlerweile eine Höhe von 8,90 Metern, misst elf Meter im Durchmesser und 33 Meter im Umfang. Wenn sie alljährlich im Februar ihr rotes Kleid aus Zehntausenden Blüten anlegt, ist sie der Superstar im 36 Hektar großen Pillnitzer Park. Kamelienfreunde aus aller Welt pilgern dann hierher, um ihrer Schönheit zu huldigen.

Für uns wird der Besuch bei der betagten, aber ewig jungen Schönen der Abschluss unserer gemeinsamen Tour sein. Zuvor besuchen wir im Landschloss Zuschendorf die seit 2004 jährlich stattfindende Kamelienblütenschau. Mehr als 500 Sorten der Diva sind dort zu sehen. Hier wird auch deutlich, warum man die Kamelie die Schauspielerin unter den Blumen nennt. Manche Blüten sehen aus wie eine Dahlie, andere erinnern an Rosen, Hibiskus, Magnolien, einen Weihnachtsstern oder Christrosen. Rund 60 000 Sorten gibt es weltweit, 2000 in Deutschland, rund 350 in den Botanischen Sammlungen der TU Dresden, die im Landschloss Zuschendorf ihren Sitz hat.