nd-aktuell.de / 27.01.2019 / Politik

LGBTI-Zentrum in Barcelona überfallen

Parlamentspräsident Kataloniens stellte klar, dass Hass und Intoleranz keinen Platz in Katalonien hätten

Elisabeth Voß

In der Nacht vom 26. zum 27. Januar 2019 wurde das neu eröffnete LGTBI-Zentrum im Stadtteil San Antonio von Barcelona überfallen. Die Glastür wurde eingeworfen, und die Glasscheiben des Ladenlokals mit Beschimpfungen und Drohungen beschmiert. In großen schwarzen Buchstaben steht dort: »Du bist tot« – ESTAIS MUERTOS – wobei das O ein Kreuz enthält. Diese Radkreuz-Rune wird gerne von faschistischen Gruppen verwendet.

Das Zentrum für lesbische, schwule, transgender, bi- und intersexuelle Menschen war erst vor einer Woche eröffnet worden. Es ist ein Meilenstein in der Umsetzung des »Städtischen Plans für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt«. Auf über 1.200 Quadratmetern bietet es soziale, rechtliche und Gesundheitsberatung, darüber hinaus kulturelle und künstlerische Angebote, ein Dokumentationszentrum sowie Veranstaltungs- und Konferenzräume. Das Zentrum soll die Sichtbarkeit der LGTBI-Community in der Stadt verbessern und gleichzeitig ein integrativer Ort sein, der ebenso von der Nachbarschaft genutzt werden kann. Es wurde von Anfang an gut angenommen, zur Eröffnung kamen 8.000 Menschen.

Betrieben wird das Zentrum von einer Plattform vieler verschiedener LGTBI-Organisationen Kataloniens. Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau vom munizipalistischen Wahlbündnis »Barcelona en Comú« erklärte bei der Eröffnung, dass sie stolz darauf sei, dass Barcelona damit eine Vorreiterrolle bei der Verteidigung der Rechte von allen, insbesondere der LGTBI-Menschen, einnehme.

Der Anschlag von letzter Nacht rief großes Entsetzen hervor. Ada Colau, die sich offen zu ihrer Bisexualität bekennt, verurteilte ihn als feige und betonte, dass dieser keine Angst hervorriefe, im , Gegenteil. Der Parlamentspräsident Kataloniens, Roger Torrent, stellte klar, dass Hass und Intoleranz keinen Platz im Land hätten. Von vielen Seiten gab es Bekundungen von Betroffenheit und kämpferischer Solidarität.

Glücklicherweise hielten sich zum Zeitpunkt des Anschlags keine Menschen in den Räumen auf, so dass nur erheblicher Sachschaden entstand. Die Polizei ermittelt. Da es den Tätern nicht gelang, in die Räume einzudringen, könnte der Betrieb bald wieder aufgenommen werden. Für Montagabend um 18:30 Uhr ruft die »Plataforma d'entitats LGTBI de Catalunya« zu einer Demonstration auf, die direkt vor den Räumen des Zentrums in der Calle Comte Borrell 22 beginnen soll.