Der Täter, die Hintermänner

Der 2. November 2004 war nicht nur für Amsterdam ein Unglückstag. Überall auf der Welt hätte passieren können, was da geschah. Auf dem Weg in sein Büro wurde der radfahrende Filmregisseur Theo van Gogh um 8.35 Uhr erschossen und sein Leichnam unmittelbar darauf von seinem Mörder mit einer Machete wie zu einer rituellen Schlachtung bearbeitet. »Ihr seid Feinde, ihr seid Schweine, ihr beleidigt uns«, rief der Täter. Obwohl Theo van Gogh bei seinen Landsleuten nicht unumstritten war, war von diesem Mord das ganze Land erschüttert, denn ein religiöser Eiferer hatte ihn ausgeführt.
Zweieinhalb Jahre nach der Tat gehen Esther Schapira und Kamil Taylan in einer Dokumentation der Reihe »Der Tag, als « den Hintergründen der Tat, auch den Versäumnissen und Vertuschungsversuchen von Politik und Geheimdiensten, nach. Zunächst porträtieren sie Opfer und Täter, die dadurch verbunden waren, dass Regisseur Theo van Gogh dem radikalen Islamismus kritisch gegenüberstand und Mohamed Bouyeri, als Einwandererkind in der Amsterdamer Vorstadt aufgewachsen, seine Identität zunehmend stärker mit dem Islamismus verband. Van Gogh, ein Großneffe des berühmten Malers, hatte ein Drehbuch der Islamkritikerin Ayaan Hirsli Ali verfilmt, das eine kompromisslose Anklage der Männergewalt im Islam darstellte. Angeblich wurde die Tat von einem durchgeknallten Einzeltäter ausgeführt. Doch Schapira und Taylan weisen nach, dass Bouyeri Mitglied in einer islamistischen Terrorzelle war, die bereits seit zwei Jahren vom Geheimdienst beobachtet wurde. Sie untersuchen das Entstehen eines sich über mehrere europäische Länder erstreckenden islamistischen Netzwerkes und machen den Marokkaner Abu Khalid als Kopf einer Terrorzelle und »Mentor« für den Täter Bouyeri aus. Eine Spur führt auch in den Hochsauerlandkreis, wo Khalid als Asylbewerber lebte. Dass die niederländische Justiz und die Geheimpolizei wider besseren Wissens die Alleintäter-These vertritt, weckt Befürchtungen für die Zukunft.

Der Tag, als Theo van Gogh ermordet wurde, ARD, heute, 22.45 Uhr