»Mitgeschöpfe, keine Wegwerfware«

Klöckner stellt Kriterien für Schweinefleischlabel vor / Kritik kommt von Tierschützern

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Berlin. Mehr Platz für Schweine, weniger Stress bei Schlachtung und Transport - und eine freiwillige Teilnahme: Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat am Mittwoch die Kriterien für das neue staatliche Tierwohlkennzeichen vorgestellt, das Kunden beim Fleischkauf Rückschlüsse auf die Haltungsbedingungen ermöglichen soll. »Tiere sind Mitgeschöpfe, keine Wegwerfware«, erklärte Klöckner. Deshalb gehe das Thema alle an, »nicht nur die Tierhalter, sondern auch Handel, Gastronomie und Verbraucher«.

Das Label soll zunächst für Schweinefleisch gelten. Konkret ist eine dreistufige Kennzeichnung vorgesehen, die über die Haltungsbedingungen der Tiere von der Geburt bis zur Schlachtung informiert. Um mit dem Label auf den Verpackungen werben zu dürfen, müssen die Anbieter Klöckner zufolge »verpflichtend und überprüfbar« höhere Tierschutzanforderungen erfüllen.

Dadurch soll es nach Angaben der Ministerin Verbesserungen etwa beim Platzangebot in den Ställen, bei den Beschäftigungsmaterialien für die Tiere und bei deren Transport geben, aber auch bei Fortbildung und Stallmanagement der Tierhalter.

»Verbraucher sollen schnell erkennen können, wo mehr Tierwohl drinsteckt, und Tierhalter sollen für ihre Mehrinvestitionen zum Wohle der Tiere honoriert werden«, erklärte Klöckner. Geplant ist zudem eine mehrjährige Informationskampagne.

Das Tierwohlkennzeichen ist freiwillig. Kritiker fordern eine verpflichtende Kennzeichnung und werfen Klöckner zudem vor, ihre Kriterien seien nicht streng genug. Die Ministerin werte »das Fleisch von Schweinen aus schlechter Tierhaltung auf, statt Missstände zu beseitigen«, kritisierte Greenpeace.

Das Tierwohl-Label ist dem Agrarexperten Wolfgang Weiß im Landtag Mecklenburg-Vorpommerns zufolge »ein Witz«. »Wer ein x-tes freiwilliges Label neu auf den Markt bringen will, meint es nicht ernst mit der tiergerechten Haltung aller unserer Nutztiere«, sagte der agrarpolitische Sprecher der Linksfraktion am Mittwoch in Schwerin. Deutschland brauche dringend bessere gesetzliche Standards für die Tierhaltung und Schlachtung. »Wir fordern eine verpflichtende und klar nachvollziehbare Tierwohl-Kennzeichnung, und das nicht nur für Schweine«, unterstrich er.

Auch Ex-Bundesagrarministerin Renate Künast (Grüne) übt scharfe Kritik an dem Tierwohllabel. »Das grenzt an Verbrauchertäuschung«, sagte die Bundestagsabgeordnete dem Tagesspiegel. Es biete in der Eingangsstufe kaum einen Unterschied zum gesetzlichen Standard. In Zukunft habe ein 110 Kg schweres Schwein gerade mal 0,90 m² Platz statt 0,75 m², kritisierte Künast. Klöckners Tierwohllabel schaffe kein Tierwohl, sondern sei »ein Absatzprogramm für einige Fleischerzeuger«, so Künast. Da das Label freiwillig sei, würden die meisten Schweine »auch weiterhin arme Schweine bleiben.« Statt auf freiwillige Lösungen zu setzen, fordert Künast strengere gesetzliche Standards für die Tierhalter. AFP/nd

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