nd-aktuell.de / 19.02.2019 / Politik / Seite 8

Die grüne Sarah

Personalie: Sarah Wiener will für Österreichs Grüne in das Europaparlament.

Robert D. Meyer

Wenn TV-Köchen die Arbeit im Fernsehstudio zu eintönig wird, schlagen sie meist erwartbare Zweitkarrieren ein. Horst Lichter verhökert bei »Bares für Rares« (ZDF) alten Ramsch vom Dachboden, während Alfons Schubeck seinen Namen auf Etiketten für allerlei fragwürdiges Küchenutensil und Essbares drucken lässt.

Der Weg der Sarah Wiener ist dagegen geradezu originell: Die 56-Jährige gab am Sonntag in Wien bekannt, dass sie bei der Europawahl für Österreichs Grüne auf Listenplatz zwei kandidieren möchte. Unterstützung kann die Ökopartei dringend gebrauchen: Nach dem Sieg ihres Kandidaten Alexander Van der Bellen bei der Bundespräsidentenwahl 2016 ging es mit den Grünen im Nachbarland stetig abwärts. Im Nationalrat, der dem Deutschen Bundestag entspricht, ist die Partei seit 2017 nicht mehr vertreten. Bei der Europawahl dürfte es ihr schwerfallen, ihre bisher drei Mandate zu verteidigen.

Ein prominentes Gesicht könnte da helfen, dachte sich die Parteispitze und fragte Wiener, ob sie kandidiert. Ob sie die Chance erhält, entscheidet ein Parteitag am 16. März. Gefallen dürfte den Parteimitgliedern, dass die 1963 in Halle (Nordrhein-Westfalen) Geborene, aber in Wien aufgewachsene Deutsch-Österreicherin im Gegensatz zu ihren meist männlichen TV-Kollegen Worte wie »Bio« oder »Regional« nicht nur für das Publikum in die Kamera sagt, sondern diese auch lebt. Die von ihr gesetzten Schwerpunkte im Wahlkampf sind grüne Urthemen: nachhaltige Landwirtschaft, gesunde Ernährung und Biodiversität. Glaubwürdigkeit besitzt sie: Bei den Agrarindustriegegnern von »Wir haben es satt« demonstrierte Wiener mit, in der noch bis 2020 laufenden UN-Dekade zur Biologischen Vielfalt ist sie als Botschafterin dabei.

Provozieren wie eine Profipolitikerin kann die Köchin: 2015 legte sie sich mit vegan lebenden Menschen an. So behauptete sie, Sojamilch aus dem Supermarkt sei »so künstlich wie eine Cola« - was allerdings nur auf einzelne Marken zutrifft. Trotzdem habe sie vor Menschen Respekt, die aus Achtung vor dem Tier vegan leben.