nd-aktuell.de / 11.03.2019 / Brandenburg / Seite 11

Kriminalität auf Rekordtief

Innenminister: Straftaten sanken auf Niveau von 1990 - Zahl der Körperverletzungen steigt

Wilfried Neiße

Die Kriminalität in Brandenburg ist im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 1990 gesunken. Insgesamt wurden 2018 etwas weniger als 173 000 Straftaten erfasst, was einem Rückgang von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Darüber informierte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am Freitag in Potsdam. »Das ist der Beweis dafür, dass es in Brandenburg wieder ein bisschen sicherer geworden ist.« Doch auch wenn die Eigentumsdelikte abnahmen - es gab 62 400 Diebstähle weniger -, sieht der Minister auch Anlass zur Sorge. Denn obwohl die Gesamtzahl der Gewaltstraftaten zurückging, nahm zugleich die Brutalität zu. So stieg die Zahl der Körperverletzungen. Zudem gab es mehr Drogendelikte zu verzeichnen.

Als Erfolg verbuchte der Minister, dass die Polizei fast 97 000 - 56 Prozent - der registrierten Straftaten aufgeklärt habe. Nur 2004 sei die Aufklärungsquote mit 57,4 Prozent noch besser gewesen. Daran habe auch Anteil, dass die Zahl der Polizeibeamten von 8000 vor anderthalb Jahren auf 8150 im April steigen werde. Die Anzahl der Beschäftigten werde nicht nur größer, sondern es gebe zunehmend jüngere Polizisten, so Schröter mit Blick auf die rund 1000 Schüler an der Landespolizeischule in Oranienburg.

Der seit 2016 zu verzeichnende besorgniserregende Anstieg von Gewaltkriminalität habe gestoppt werden können. 2018 seien mit 4900 gegenüber dem Vorjahr 230 Gewalttaten weniger registriert worden. Dennoch liege das Niveau über dem von 2011, und es handle sich mit Mord, Totschlag, Raub, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung um »Delikte, welche in besonderer Weise das Gefühl der Angst verbreiten«. Die Polizei habe zwölf Mordstraftaten und 25 Totschlagsdelikte bearbeitet.

Mit rund 15 800 angezeigten Körperverletzungen sei deren Zahl allerdings um 4,5 Prozent gestiegen, betonte der Minister. Auch bei Sexualstraftaten habe man die höchsten Fallzahlen der vergangenen 20 Jahre registriert. Laut Polizei hänge das auch mit einer veränderten Deliktbewertung zusammen. Nach den Sivesterer᠆eignissen vor zwei Jahren in Köln würden etwa Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung weiter gefasst. Häufiger als vor zehn Jahren werde auch nach Schulhofprügeleien Anzeige bei der Polizei erstattet.

Kriminalität um den Computer und im Zusammenhang mit dem Internet und insbesondere bei den mit Cyberkriminalität konfrontierten Unternehmen machte Vize-Polizeipräsident Roger Höppner »erheblichen Aufklärungsbedarf« aus. Besonders häufig sind ältere Menschen Opfer von Betrügern im Netz.

Schröter hob hervor, dass 2018 die Zahl der Wohnungseinbrüche um ein Fünftel auf knapp 2600 gesunken sei. »Das sind recht eindrucksvolle Zahlen.« Diese Entwicklung führte er auf verstärkte Maßnahmen der Eigensicherung von Grundstücksbesitzern und die gute Zusammenarbeit mit der polnischen Polizei zurück. Besorgniserregend zugenommen habe jedoch, wie Polizei-Vize Höppner erklärte, der vor allen an den Autobahnraststätten als »Planenschlitzen« bekannte Frachtgutdiebstahl. Als Transitland habe Brandenburg dazu eine Sonderkommission gebildet.

Die Polizei habe sich wieder stärker der Vorbeugung widmen können, so Höppner. Wurden von den rund 900 Geldautomaten im Land 2017 noch 26 in räuberischer Absicht gesprengt, so ist die Zahl 2018 auf 14 zurückgegangen.

Die Gewalt gegen Polizisten verharre auf hohem Niveau, im vergangenen Jahr sind erneut etwa 1700 Polizisten im Dienst verletzt worden.

Stark angestiegen ist die Rauschgiftkriminalität auf 8645 Fälle, 1000 mehr als 2017. Maßnahmen wie die Freigabe von Cannabis lehnt der Innenminister allerdings ab.

Angewachsen sind auch die Straftaten mit Beteiligung von Zuwanderern. Landesweit wurden 11 651 von Zuwanderern begangene Straftaten erfasst, 1,7 Prozent mehr als 2017. Zieht man ausländerrechtlichen Vergehen ab, bleiben etwa 7000 Delikte.