nd-aktuell.de / 18.03.2019 / Politik

Ver.di-Chef Bsirske kritisiert Fusionspläne

Bsirske: »Mehr als 20.000 Arbeitsplätze stehen im Feuer« / Kritik auch von den LINKEN

Berlin. Der Deutschen Bank und der Commerzbank stehen angesichts der Fusionspläne Auseinandersetzungen mit der Gewerkschaft bevor. Ver.di-Chef Frank Bsirske erwartet eine »intensive und möglicherweise hochkontroverse Diskussion in beiden Banken«, wie er der »Stuttgarter Zeitung« und den »Stuttgarter Nachrichten« sagte. »Dass wir da gefordert sind, ist sonnenklar.«

Bsirske, der auch dem Aufsichtsrat der Deutschen Bank angehört, äußerte sich erstmals zu den Plänen und lehnt diese strikt ab: »Mir leuchtet die Sinnfälligkeit dieser Fusion im Moment überhaupt nicht ein«, erklärte er. »Deutsche Bank und Commerzbank ergänzen sich nicht sinnvoll«, so Bsirske. »Viel sinnvoller wäre ein Crossover in internationaler Richtung.« Der Gewerkschaft zufolge würde es vor allem im Bereich des Privat- und Firmenkundengeschäftes zu erheblichen Überschneidungen von Stärken statt zu gegenseitigen Ergänzungen kommen. Zudem würde aus Sicht von Bsirske mit dieser Fusion ein drastischer Abbau von Arbeitsplätzen einhergehen. »Da würden 20.000 Arbeitsplätze und mehr im Feuer stehen«, betonte der Gewerkschaftsvorsitzende.

Die beiden größten deutschen Privatbanken, Deutsche Bank und Commerzbank, verständigten sich am Sonntag darauf, »ergebnisoffene Gespräche über einen eventuellen Zusammenschluss aufzunehmen«, wie es in einer Mitteilung hieß. Das Bundesfinanzministerium erklärte, es nehme die Entscheidung der beiden Privatbanken zur Kenntnis.

Berichten zufolge soll im Vorfeld Druck aus der Politik gekommen sein, in Deutschland Großbanken zu etablieren, die sich gegen Konkurrenz aus China und den USA durchsetzen können. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte bereits im vergangenen Jahre geklagt, hiesige Finanzinstitute hätten nicht mehr die »Größenordnung und die Globalität«, die notwendig sei, um Unternehmen bei ihren Geschäften weltweit zu begleiten. Der Bund hält einen Anteil von 15,6 Prozent an der Commerzbank.

Kritik an den Plänen kam auch von LINKEN. »Zwei kranke Truthähne ergeben keinen Adler«, erklärte Fraktionsvize Fabio De Masi. Finanzminister Scholz habe die beiden Banken »in eine Fusion geredet«. Scholz wolle eine »Megabank« schaffen, die »noch weniger abwicklungsfähig ist und daher auf den Schultern der Steuerzahler lastet«. Der frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Gerhard Schick, seit Kurzem Vorstand der Bürgerbewegung »Finanzwende«, forderte ebenfalls, eine Fusion dieser Größenordnung zu verhindern. »Mehr als zehn Jahre nach Lehman scheinen die Banken wie auch die Bundesregierung jede Lehre aus der Bankenkrise vergessen zu haben«, schrieb Schick mit Blick auf die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008. Agenturen/nd