nd-aktuell.de / 18.04.2019 / Politik

Perus Ex-Präsident erschießt sich vor Festnahme

Ehemaliges Staatsoberhaupt Alan Garcìa unternimmt Suizidversuch und stirbt später im Krankenhaus

Lima. Wenige Stunden nach einem Suizidversuch ist der ehemalige peruanische Präsident Alan García gestorben. Das teilte seine Partei am Mittwoch mit. Am Morgen hatte die Polizei vor seinem Haus gestanden, um ihn für zehn Tage in Untersuchungshaft zu nehmen. Daraufhin versuchte er, sich das Leben zu nehmen.

García wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Dort erlitt er nach Angaben von Gesundheitsministerin Zulema Tomás mehrere Herzstillstände, bevor er schließlich starb.

Gegen García, der von 1985 bis 1990 und von 2006 bis 2011 an der Staatsspitze stand, lag ein Haftbefehl vor. Wegen der Korruptionsermittlungen hatte Peru ein Ausreiseverbot gegen den ehemaligen Staatschef verhängt. Der Ex-Präsident flüchtete dann im November letzten Jahres in die Botschafterresidenz Uruguays in Lima, die er nach einem erfolglosen Asylantrag im Dezember aber wieder verließ.

Die Behörden ermittelten gegen García wegen des Verdachts der Annahme von Bestechungsgeldern. Diese sollen von dem brasilianischen Baukonzern Odebrecht während seiner zweiten Amtszeit gezahlt worden sein. García bestritt, Odebrecht-Geld angenommen zu haben. »Man darf nicht Menschen aufgrund von Spekulationen verhaften, das wäre eine große Ungerechtigkeit«, sagte García am Dienstagabend dem Sender RPP in seinem letzten Gespräch mit der Presse.

Odebrecht hat eingeräumt, Bestechungsgelder an Behördenvertreter gezahlt zu haben. Um an lukrative Staatsaufträge zu kommen, hatte der Baukonzern nach eigenen Angaben vor der brasilianischen Justiz über Jahre hinweg in ganz Lateinamerika Politiker und Beamte bestochen. Insgesamt sollen 785 Millionen Dollar Schmiergeld geflossen sein.

Die Staatsanwaltschaft geht der Frage nach, ob Odebrecht im Zusammenhang mit dem Bau der ersten U-Bahn-Linie in Lima Schmiergelder gezahlt hat. García wies die Vorwürfe zurück und sah sich als Opfer politischer Verfolgung. Im Zusammenhang mit dem Odebrecht-Skandal wird in Peru auch gegen drei weitere Ex-Präsidenten ermittelt: Alejandro Toledo, Ollanta Humala und Pedro Pablo Kuczynski.

Kuczynski, der vor gut einem Jahr im Zuge des Skandals zurückgetreten war, sitzt derzeit im Gefängnis. Er war vor einer Woche wegen Korruptionsverdachts für zehn Tage in Untersuchungshaft genommen worden. Auch Oppositionsführerin Keiko Fujimori sitzt wegen der Ermittlungen in Untersuchungshaft.

Die Korruptionsaffäre um Odebrecht betrifft mehrere Staaten Lateinamerikas. Seit 2014 förderten die Ermittlungen nach und nach ein ausgeklügeltes System zur Zahlung von Schmiergeldern an Politiker, Parteien, Staatsbeamte und Manager zutage. Agenturen/nd

Der Deutsche Presserat empfiehlt Zurückhaltung in der Berichterstattung, besonders bei der Nennung von Namen, der Veröffentlichung von Fotos und der Schilderung näherer Umstände wie Ort und Methode der Selbsttötung. Daher sind solche Aspekte nicht Teil der nd-Berichterstattung.

Bei Suizidgedanken oder konkreten Vorhaben, sich das Leben zu nehmen, gibt es sofortige Hilfe bei der Telefonseelsorge[1]. Unter den kostenlosen Rufummern 0800-1110111 oder 0800-1110222 kann man sich, wenn gewünscht anonym, melden.

Informationen über Selbsthilfegruppen erhält man über die Nationale Kontakt- und Informationsstelle unter der Rufnummer: 030 - 8914019.

Angehörige finden bei der Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention[2] Hilfe.

Links:

  1. https://telefonseelsorge.de/
  2. https://www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/fuer-betroffene-und-angehoerige/