Sechs Kuchengabeln

Eine jüdische Familie wird mit ihrer Vergangenheit konfrontiert - und Besteck spielt dabei eine besondere Rolle

  • Sebastian Weiermann
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

Jeff Gernsheimer fragt noch einmal, »Soll ich jetzt klingeln?« Der 72-jährige Mann aus der Kleinstadt Bernville im US-Bundesstaat Pennsylvania ist nervös. Es ist Freitag, der 3. Mai. Ein großer Abend für ihn. Gernsheimer soll hier, in diesem Haus im Groninger Kraneweg, die Kuchengabeln abholen, die seine Vorfahren bei der Familie von Deliaantje van der Veen zurückgelassen hatten, bevor sie in das Konzentrationslager Sobibor deportiert wurden. Dass Jeff jetzt in Groningen ist und die Gabeln in Empfang nehmen kann, ist die Folge einer Verkettung von glücklichen Zufällen und der Arbeit von einigen Geschichtsenthusiasten zu verdanken.

Um zu verstehen, was am letzten Wochenende in Groningen passiert, ist ein Blick in die Geschichte der jüdischen Familien Simon und Gerson nötig. Karl Simon, der Großvater von Jeff Gernsheimer, ist vor rund 100 Jahren ein erfolgreicher Händler in Cloppenburg. In der niedersächsischen Kleinstadt besitzt er...


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