nd-aktuell.de / 17.05.2019 / Kommentare / Seite 8

Alle unter einem Dach

Der Berliner Sonntags-Club wurde mit dem Magnus-Hirschfeld-Preis ausgezeichnet

Nelli Tügel

Seit 46 Jahren ist er eine schwullesbische Institution - zu Beginn dieser Woche wurde der 1973 in Ostberlin begründete Sonntags-Club ausgezeichnet: Mit dem Magnus-Hirschfeld-Preis für herausragende Lebensleistungen und langjährigen Einsatz für die Rechte queerer Menschen, den die Berliner SPD vergibt. »Nach so langer Zeit ist das eine schöne Würdigung«, sagt Geschäftsführer Stefan Mehnert, 52 Jahre alt und selbst Ostberliner, gegenüber »nd«.

Spielt die Geschichte noch eine Rolle für den Sonntags-Club? »30 Jahre nach dem Mauerfall ist es hier eigentlich kein Thema mehr, woher einer kommt«, sagt Mehnert. Aber man merke dem Sonntags-Club schon an, dass er Ostgeschichte hat. »Bei uns sind alle unter einem Dach: Schwule, Lesben, Bi, trans, inter, queer. Eben nicht so die Westlinie, wo alles recht früh auseinander gegangen ist«, erklärt er. Außerdem ist der Club ein generationenübergreifender Begegnungsort: Über 70-Jährige kommen regelmäßig, ebenso wie die Generation 30 plus. Und »alles unter einem Dach« gilt auch für das Angebot: Der Sonntags-Club ist Kneipe, Partylocation, Beratungsstelle, Veranstaltungs- und Bildungsort in einem.

Wichtig ist dem Verein, der seit 1999 seine Räumlichkeiten in der Greifenhagener Straße im Prenzlauer Berg hat, dass das Angebot niedrigschwellig bleibt. Dazu gehören niedrige Preise in der Kneipe oder auch, dass Gäste nicht verpflichtet sind, überhaupt etwas zu konsumieren. Allen soll die Tür offen stehen: Das Publikum besteht dann auch eher aus Menschen mit wenig Geld. Der Begriff »Wohnzimmer« falle immer wieder.

Seit kurzem ist der SonntagsClub selbst in finanzieller Not. Grund ist eine Mieterhöhung. Dank einer Spendensammlung konnte die Existenz vorerst gesichert werden, doch »der Rest muss über die politische Ebene gelöst werden«, so Mehnert.

Das Preisgeld ist jedenfalls nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein: Es ist auf 500 Euro dotiert. Der Magnus-Hirschfeld-Preis ist damit vor allem eine symbolische Wertschätzung - für Jahrzehnte des Engagements.