Die Tataren kommen - nie

Gefängnis-Theater

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Antrieb jeder menschlichen Mühe ist - irgendein Sinn. Bewusstsein steigert, übersteigt uns - und stößt uns nieder. Ist Leistung und Krankheit zugleich. Wir sagen Welt und bauen Festungen, singen Weite und häufen Wüsten, predigen Klarsicht und schleiern alles zu - mit Ideologie, mit dem hochgepeitschten Glauben an eine Gesellschaft eigenen Rechts. Und auf allen Frontseiten wuchert Gesinnung - dies Enzym, das steuert und zerfrisst.

Wo Gläubigkeit ist, gedeihen Gespenster. Sie tragen, wie es in dieser Aufführung heißt, Dienstrang. In der Justizvollzugsanstalt Berlin-Plötzensee zeigt das Gefängnistheater aufBruch »Die Festung« von Werner Buhss (1948- 2018), ein Stück nach Dino Buzzatis Roman »Die Tartarenwüste«. Kasernierter Pflichttrieb und fortwährende Produktion von wacher Anspannung - gegen einen Feind, den es nicht gibt. Kafka spaziert mit Beckett durch verlorene Seelen: die Festung als Raumschif...


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